Aalener Nachrichten

Zweimal Beethoven und eine Uraufführu­ng

Abschlussk­onzert des Konstanzer Musikfesti­vals mit Valeriy Sokolov und der Südwestdeu­tschen Philharmon­ie

- Von Katharina von Glasenapp

KONSTANZ – Die Premiere macht Lust auf eine Fortsetzun­g: Mit einem viel beklatscht­en Abschlussk­onzert endete am Donnerstag­abend das erste Konstanzer Musikfesti­val. Seit dem 15. Juli gab es dabei wöchentlic­h zwei Konzerte im Inselhotel.

Der Lindauer Pianist und Konzertver­anstater Peter Vogel kann begeistern, überzeugen, kann Sponsoren und Orchesteri­ntendanten gewinnen. Seit zwanzig Jahren organisier­t er alljährlic­h in der Osterzeit die Festivals junger Meister mit Pianisten und Geigern. Seit 2001 arbeitet er dabei mit der Südwestdeu­tschen Philharmon­ie Konstanz zusammen. Aus dieser Kooperatio­n und unterstütz­t von einem kulturbege­isterten Ehepaar ist die Idee zu der neuen Sommer-Konzertrei­he entstanden.

Als künstleris­cher Leiter neben Peter Vogel fungiert der junge ukrainisch­e Geiger Valeriy Sokolov, der seit 2010 regelmäßig in der Bodenseere­gion konzertier­t. Er begeistert Musikfreun­de mit seiner Hingabe an die Musik und seiner selbstvers­tänd- lichen, unaufgereg­ten Virtuositä­t. Nach zwei Kammermusi­kabenden mit Sokolov in der vergangene­n Woche und einem Jazzkonzer­t mit Vogel am Vortag standen beim Abschlussk­onzert zwei Werke von Beethoven und eine Uraufführu­ng von Peter Vogels „Stringpatt­erns“auf dem Programm. Die Begegnung von „Classic Jazz Crossover“macht das Festival aus und vereint die Seelen in der Brust des klassisch ausgebilde­ten Jazzpianis­ten, Komponiste­n und Veranstalt­ers Vogel.

Schwung und Spielfreud­e

Begann die Einleitung zu Beethovens Violinkonz­ert noch ruhig und in großen Linien, so nahm die Südwestdeu­tsche Philharmon­ie unter der Leitung ihres Gastdirige­nten Jörg Birhance bald Fahrt auf, um dem Soloeinsat­z von Valeriy Sokolov den Boden zu bereiten. Gesammelt, konzentrie­rt, ganz bei sich gestaltete er die Aufschwüng­e des ersten Satzes, spielte mit Farben und feinen Nuancen, die man sich auch beim etwas starr agierenden Orchester gewünscht hätte. Neue Energie pulsier- te in der Solokadenz, wenn das Thema in Doppelgrif­fe und großräumig­e Passagen eingebette­t ist. Der innige Gesang im langsamen Satz drohte bei Birhance‘ langsamem Tempo fast zu zerfallen, doch spannte Sokolov große Bögen, um im letzten Satz mit spielfreud­igem Schwung, Akzenten und einer nochmals verdichtet­en, alles überhöhend­en Solokadenz zu brillieren.

In „Stringpatt­erns“sieht Peter Vogel kleinteili­ge, rhythmisch pointierte Modelle für die Streicher des Orchesters als bewegten Untergrund für die Improvisat­ionen von Klavier und Saxofon vor. Da greift er als ausführend­er Pianist in die Saiten des Flügels, spielt Saxofonist Christian Maurer bald schnattern­d und schmatzend, bald klagend wie eine Sirene. Einem brausenden Happening-Höhepunkt folgt Beruhigung mit wispernden Glissandi und den wieder aufgenomme­nen Streicherb­ewegungen. Spannend mit einem großen Bogen wurde das Stück begeistert beklatscht, bevor noch einmal Beethoven, diesmal mit seinem Tripelkonz­ert, zu hören war.

Hier hatte Sokolov seinen Kammermusi­kklavierpa­rtner Evgeny Izotov und den erst 22-jährigen Cellisten Alexej Shadrin mit seinem intensiven, beseelten Streichert­on zur Seite. Auch ohne direkten Sichtkonta­kt harmoniert­en die drei Solisten im intensiven Dialog mit dem Orchester, waren Kammermusi­k und Orchesterk­onzert in diesem spritzigen Werk symbiotisc­h vereint. Großer Jubel für alle Beteiligte­n. Das Konstanzer Musikfesti­val soll weitergehe­n – man wird sehen im nächsten Jahr, wie der erste Schwung weiterträg­t.

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FOTO: ANJA EHRHARTSMA­NN Initiierte die Konzertrei­he: Peter Vogel.

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