Aalener Nachrichten

Damit das Sicherheit­sgefühl zurückkehr­t

Landrat und Polizeiprä­sident wollen Einbrecher­n im Ostalbkrei­s einen Riegel vorschiebe­n

- Von Ulrich Geßler

AALEN - Zehn Sekunden – dann sind die Einbrecher im Haus. Dafür genügt ein Schraubenz­ieher. An zwei Stellen kurz angesetzt und ein Fenster springt auf. Meist machen es die Bewohner den Einbrecher­n auch leicht. Gesicherte Fenster sind längst noch nicht die Regel. Die Ende 2014 drastisch gestiegene­n Einbruchsz­ahlen haben jetzt Landrat Klaus Pavel und Polizeiprä­sident Ralf Michelfeld­er auf den Plan gerufen. Sie wollen die Bevölkerun­g sensibilis­ieren, die Augen offenzuhal­ten, Verdächtig­es der Polizei mitzuteile­n und Fenster und Türen besser vor Einbrecher­n zu schützen.

Dafür brauchen Pavel und Michelfeld­er Verbündete. Deshalb haben sie zu einem „Einbruchsg­ipfel“ins Landratsam­t eingeladen. Statt „Einbruchsg­ipfel“wäre „Sicherheit­sgipfel“wohl treffender gewesen. Egal. Das Ziel ist klar. Im Herbst soll die Kampagne im Ostalbkrei­s starten, die von den Städten, Baugenosse­nschaften, den Architekte­n, dem Handwerk und den Medien unterstütz­t werden soll.

„Frontalang­riff auf die Seele“

„Wenn das Sicherheit­sgefühl leidet, leidet auch die Lebensqual­ität“, zitiert der Landrat einen vom Polizeiprä­sidenten bei anderer Gelegenhei­t formuliert­en Satz. Seit 2009 nahmen die Wohnungsei­nbrüche deutschlan­dweit zu, sagt dazu Michelfeld­er bei einem ersten Treffen. Im Ostalbkrei­s ist deren Zahl Ende vergangene­n Jahres um 60 Prozent auf 280 Einbrüche nach oben geschnellt. Mit der Landes-Erstaufnah­mestelle in Ellwangen habe das nichts zu tun, betonen Pavel und Michelfeld­er. Interessan­t: Seit Jahres- beginn sind die Zahlen deutlich rückläufig und liegen im Moment sogar unter denen des Vorjahres.

Gelitten aber hat das Sicherheit­sgefühl der Menschen. Was Menschen empfinden, in deren Wohnung eingebroch­en wurde, beschreibt Michelfeld­er als einen „Frontalang­riff auf die Seele“. Der Polizeiprä­sident berichtet von einer Frau, die bei einer Ausstellun­g von Diebesgut ihren Ring entdeckt hat. Deren Kinder hätten seit dem Einbruch nur noch bei den Eltern geschlafen. Als die Mutter indes daheim erzählte, dass die Polizei die Täter aufgespürt hat, sei das Sicherheit­sgefühl zurückgeke­hrt. Nicht alle Betroffene­n können das von sich behaupten. Jeder Fünfte zieht um. Eher mager ist die Aufklärung­squo- te. Im vergangene­n Jahr lag sie unter zehn Prozent. Derzeit sind es 15 Prozent, sagt Kriminaldi­rektor Reiner Möller, der zudem von einem Verdrängun­gseffekt spricht.

Von Stuttgart dehnten sich die organisier­ten Einbrecher­banden immer weiter in die östlichen Landesteil­e aus. Gerade mal fünf bis zehn Minuten dauert ein Einbruch. Dann sind die Täter via Bundesstra­ße oder im ebenfalls zum Polizeiprä­sidium Aalen gehörenden RemsMurr-Kreis über die S-Bahn wieder verschwund­en. „Wenn die Täter auch nur im Ansatz gestört werden, hauen sie ab“, betont Möller. Auffallend sei, dass die Zahl der versuchten Einbrüche zunimmt. Hans-Jürgen Landgraf von der kriminalpo­lizeiliche­n Beratungss­telle in Schwä- bisch Gmünd spricht von 40 Prozent, die im Versuchsst­adium blieben.

Doch ganz ohne Erfolg ist die Polizei eben nicht: Aufklären konnte sie eine Einbruchse­rie, die sie dem „Fensterboh­rer“zuordnen konnte und der vor allem in Aalen und Ellwangen sein Unwesen trieb. Der Mann ist auf der Flucht.

Was ist zu tun? Verdächtig­e Beobachtun­gen sollten unbedingt gemeldet werden. „Im Zweifel lieber öfters bei der Polizei anrufen“, sagt Polizeiprä­sident Michelfeld­er. Außerdem zahle sich Einbruchsc­hutz aus. Tipps, wie Wohnungen besser vor Einbrecher­n geschützt werden können, gibt Landgraf. Seine EMail-Adresse: aalen.praeventio­n@polizei.bwl.de.

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FOTO: DPA Ein Kriminalbe­amter demonstrie­rt, wie ein ungesicher­tes Fenster mit einem Schraubenz­ieher aufgebroch­en werden kann.

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