Landwirte stehen mit dem Rücken zur Wand
Wegfall der Milchquote und die Preisentwicklung bei Fleisch machen den Bauern zu schaffen
HÜTTLINGEN-SEITSBERG (vo) - Die Milchpreise stehen gewaltig unter Druck, eine desaströse Situation auf dem Schweinefleischsektor, dazu das Lebensmittelembargo Russlands – die Landwirte senden Hilferufe aus, stehen mit dem Rücken zur Wand und ihre Arbeit wird offensichtlich von der Politik nicht mehr honoriert.
In einem Pressegespräch auf dem Milchviehhof von Anton Schneider in Seitsberg müssen sich die Vertreter des Bauernverbandes Ostalb offensichtlich Luft verschaffen. Zurzeit erhält man brutto 28 Cent für den Liter Milch. „Davon können wir nicht einmal mehr unsere Kosten decken“, klagen der Kreisvorsitzende Hubert Kucher, Eugen Dambacher, Anton Schneider und sein Sohn Michael, welche in einer GbR einen Milchhof in Seitsberg bewirtschaften. Bei einer derartigen Preisentwicklung seien Betriebsschließungen absehbar, meint Kucher, und Schneider bekräftigt, mit dem Rücken an der Wand zu stehen, weil die Arbeit der Landwirte nicht mehr honoriert werde.
Schließlich verlangt der Verbraucher einwandfreie Ware genauso wie saubere Höfe, lichte Ställe mit viel Auslauf und gesundes Vieh. All das aber sei schließlich nicht zum Nulltarif zu erhalten. Man müsse auch investieren und die Familie ernähren – ganz zu schweigen von der gegenwärtigen Mindestlohndebatte.
Das unterstreicht ein Rundgang durch den Schneider-Betrieb. Da findet man einen „Kreißsaal“(für die trächtigen Kühe) genauso wie einen Kindergarten (mit den jun- gen Kälbchen). Im geräumigen Stall selbst ist es trotz der hohen Temperaturen der vergangenen Tage angenehm, Gebläse sorgen für Kühlung und rotierende Bürsten für das Wohlbefinden der Milchkühe.
Ein Papier des Bauernverbandes hat Geschäftsführer Johannes Strauß zur Bekräftigung mitgebracht. Darin werden die konstant niedrigen Milchpreise gegeißelt. Sie gefährden akut die Liquidität der Betriebe. Der Lebensmitteleinzelhandel wird darin aufgefordert, seine Marktmacht nicht zulasten der Landwirte zu missbrauchen, und die Politik sollte das Interventionspreisniveau überdenken – zur Unterstützung der Landwirte. Darüber hinaus zitiert er aus der „Erfurter Erklärung“, in welcher die Landwirtschaft zu den Schlüsselbranchen der deutschen Volkswirtschaft gehört, gerade die Landwirte die Vorschriften zur Nutztierhaltung ernst nehmen und man seitens der Politik die zur Verfügung stehenden Kriseninstrumente auch konsequent nutzen sollte.
Podiumsdiskussion in Essingen
Zur aktuellen Entwicklung auf dem Milchmarkt veranstaltet der Bauernverband zusammen mit den landwirtschaftlichen Ortsvereinen am Dienstag, 28. Juli, um 20 Uhr in der Essinger Remshalle eine Podiumsdiskussion mit dem Milchpräsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Udo Folgart, dem Direktor der Hohenloher Molkerei, Martin Boschet, und Richard Riester (Abteilungsleiter für den Bereich Agrarmärkte der LEL (Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft) Schwäbisch Gmünd.