Aalener Nachrichten

Kopfschutz oder Kopfputz?

Notwendig oder nur lästig – der Radhelm ist ein umstritten­es Accessoire

- Von Iris Auding, dpa

Wer beim Radeln einen Helm trägt, ist vor Kopfverlet­zungen besser geschützt. Besonders beliebt ist der Schutz dennoch nicht, noch immer finden ihn viele uncool. Um mehr Kinder und Jugendlich­e für den Fahrradhel­m zu begeistern, warb das Bundesverk­ehrsminist­erium von Alexander Dobrindt (CSU) kürzlich mit besonderen Plakaten: Als Werbefigur trat der Bösewicht Darth Vader aus der Filmreihe „Krieg der Sterne“auf – selbst ein Helmträger. Der Slogan lautete: „Die Saga geht weiter: Dank Helm.“

Im Internet machten sich manche über die Aktion lustig. Heiko Truppel, Redakteur beim branchenna­hen „Pressedien­st Fahrrad“, sieht die Kampagne ebenfalls kritisch. „Das Geld hätte man besser in die Radinfrast­ruktur gesteckt. Die Aufgabe Dobrindts ist es, die Bedingunge­n für Radfahrer zu verbessern, damit es zu weniger Unfällen kommt.“Und eine gesetzlich­e Helmpflich­t? Truppel ist dagegen.

Politiker diskutiere­n immer wieder darüber, doch bislang gibt es sie in Deutschlan­d nicht. Ob man mit oder ohne fährt, muss also jeder selbst wissen. Wer entscheide­t sich dafür und wer dagegen? Eine kleine Radler-Typologie:

Der Unbehütete

Wer prinzipiel­l unbehütet durch die Welt radelt, begründet dies oft modisch und mit der Frisur. Ein Helm auf dem Kopf sehe nicht besonders schön aus, sei unbequem und die Haare drücke er auch noch platt. Eine Rolle spielt beim Oben-ohne-Typ oft auch der Fahrtwind und damit verbunden das Gefühl von Freiheit und Frischluft. Für diese Fahrer stört der Helm den Radel-Genuss.

Der Gelegenhei­tsträger

Besitzt zwar einen Helm, aber trägt ihn längst nicht immer. Nur eben Brötchen holen oder eine Zeitung kaufen, schnell aufs Rad und los – ei- ne kurze Strecke wird von diesem Typ gern ohne Kopfschutz erledigt. Bei längeren Wegen oder auf viel befahrenen Straßen wird dann mit Helm gefahren. Das gilt manchmal auch im Urlaub: Rad gemietet, Leihhelm gibt’s dazu. Für diese Fahrer kommt es auf die Situation an.

Der Vielfahrer

Jemand, der fast alles – auch bei schlechtem Wetter – mit dem Rad macht, trägt oft auch einen Helm. Dieser Typ hat häufig das Gefühl, gerade im wuseligen Stadtverke­hr könne ein zusätzlich­er Schutz nicht schaden. Am besten noch mit Licht und Reflektore­n ausgestatt­et. Vielradler, die Kinder haben, wollen oft auch Vorbild für ihren Nachwuchs sein. „Helmträger sind vor allem Vielfahrer. Wenn ich zum Beispiel pendele und das Rad für mich ein Verkehrsmi­ttel ist“, sagt Truppel. Für diese Fahrer gehört der Helm inzwischen dazu.

Der Sportliche

Rennrad- und Mountainbi­kefahrer sieht man kaum noch ohne. Wer sich mit dem Mountainbi­ke Hänge hinabstürz­t, trägt oft einen geschlosse­nen Schutz, der an Motocross-Helme erinnert. Wer die Berge rauf- und runterfähr­t und Touren macht, schwitzt viel und nimmt eher eine offenere Variante. Auf eine gute Belüftung kommt es auch vielen Rennradfah- rern an, sie wählen häufig leichte und windschnit­tige Modelle (siehe Artikel links). Für diese Fahrer spielen Schutz und Sicherheit die wichtigste Rolle.

Der Modebewuss­te

Ins Büro zu radeln, liegt im Trend. Schwarze Anzughose, weißes Hemd, dazu ein schwarzer Halbschale­nhelm – fertig ist der Look. Mancher Kopfschutz sieht überhaupt nicht mehr aus wie ein Helm, sondern beispielsw­eise wie eine Mütze aus Tweed – verschiede­ne Überzüge machen es möglich. Für diese Fahrer geht es auch um Lifestyle.

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FOTO: PD-F Auch für stilbewuss­te Radler, die in der Stadt eine gute Figur machen wollen, gibt es spezielle Modelle.
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FOTO: PD-F Für Mountainbi­ker gehört der Helm zur Ausrüstung.

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