Neue Tanzwut nach fünf Jahren Pause
Chemical Brothers sind zurück
In den 1990er Jahren zählten sie zu den großen Innovatoren des Dance-Pop. Auf „Born in the Echoes“(Universal Music) versammeln die Chemical Brothers jetzt jede Menge House, eine gute Dosis Funk, eine kleine Prise Techno, dazu treibende Beats, skurrile Sounds und überraschende Gastsänger.
Tom Rowlands und Ed Simons rühren abermals ein eingängiges, teilweise jedoch auch schräges Programm an. Bei den ganz tiefen, wummernden Rhythmen, die Hits wie „Hey Boy Hey Girl“(1999) oder „Galvanize“(2005) weltbekannt machten, halten sie sich ein wenig zurück.
Fünf Jahre nach dem letzten Longplayer „Further“gibt es zwar erneut energisches Gestampfe mit unerwarteten Akzentwechseln, verzerrten Acid-Tönen und futuristisch-heiterem Gequieke aus dem Synthesizer. Allerdings werden mitunter sogar die Abgeh-Passagen mit dezenten Gitarren sowie echtem Bass und Schlagzeug gewürzt.
Diese Verbindung aus kalkuliertem Futter für die Tanztempel und eingestreuten Schmankerln für An- hänger anderer Genres bleibt das Markenzeichen des Duos. So sind etwa US-Rapper Q-Tip und Indie-Ikone Beck dabei. Die Singer-Songwriter-Fraktion kommt ebenfalls zum Zuge: St. Vincent haucht persönliche Einsichten ins Mikro, die walisische Glücksfee Cate Le Bon bringt den Titelsong gesanglich in Form.
Musikalisch bewahren viele Anspielungen (oder ironische Seitenhiebe?) auf diverse Richtungen die Kreativität der englischen DancePäpste. Sie beherrschen auch leise und humorige Töne: Im leicht schlüpfrigen „Taste of Honey“summt nicht nur der Sampler, sondern auch die Biene. Zur Entspannung zwischendurch werden sphärische Klänge serviert.
Für die Clubs bestens geeignet
Doch macht so viel Vielfalt nicht auch etwas orientierungslos? Einige Sound-Collagen wirken recht langatmig, wirklich neue Trends sind nach all dem Geleisteten nur noch schwer zu setzen. Der Club-Gemeinde dürfte das egal sein: Geht es „nur“ums Tanzen, kann den Chemical Brothers weiter wohl niemand so leicht das Wasser reichen.