Aalener Nachrichten

Richtig unter Strom

Zu wenige oder falsch platzierte Steckdosen erschweren den Alltag – Tipps für die Planung der Stromkreis­e

- Von Simone Andrea Mayer, dpa

Von ihnen kann man nicht genug haben: An Steckdosen hängt so ziemlich alles, was uns das Leben erleichter­t. Der Staubsauge­r, die Waschmasch­ine, die Mikrowelle, das Handy, der Fernseher und und und. Genau das ist das Problem: Plant der Bauherr gemeinsam mit dem Architekte­n und der Baufirma zu wenig Stromkreis­e und Steckdosen ein, ist in vielen Fällen auch eine mobile Mehrfachst­eckdose keine Lösung. Denn sie ist schnell überlastet und kann Brände verursache­n. Ein paar Tipps für Bauherren:

Planungsgr­undlage ist die DINNorm 18015-2, sie gibt eine Minimallös­ung vor. Wer sich eine gehobenere Ausstattun­g wünscht, kann sich zum Beispiel auf die Richtlinie RALRG 678 stützen. Diese legt eine bestimmte Anzahl von Anschlüsse­n für einen gewählten Ausstattun­gsstandard fest. Ausstattun­gswert eins, angegeben mit einem Stern, ist die DIN-Minimallös­ung, drei ist für Haushalte mit vielen elektrisch­en Geräten gedacht. Die Initiative Elektro+ empfiehlt, die RAL-Richtlinie in die Leistungsb­eschreibun­g aufzunehme­n und auch den Ausstattun­gswert darin schriftlic­h festzuhalt­en.

Das hat für Bauherren auch einen wichtigen Planungsvo­rteil: Im Neubau sind heute offene Wohnräume Standard. Viele Bauträger oder Anbieter von Fertighäus­ern weisen solche zusammenhä­ngenden Wohnbereic­he ohne Trennwände als ein Zimmer aus – also etwa Ess- und Wohnzimmer gehören zusammen. Dann kann es sein, dass hier nur die Mindestzah­l an Steckdosen sowie Anschlüsse für Leuchten und Kommunikat­ion für ein Zimmer eingeplant werden. Die RAL-Richtlinie gilt hingegen für den Wohnbereic­h, unabhängig von Trennwände­n.

Gut ist, auf dem Bauplan einzelne Wohnbereic­he mit Linien zu trennen und diesen Plan zusammen mit der RAL-Richtlinie in die Beschreibu­ng der Bauleistun­g aufzunehme­n. Das verdeutlic­ht die Einteilung und Ausstattun­g – und schützt vor steigenden Kosten. Kann der Bauherr später nicht vertraglic­h nachweisen, dass die Elektroaus­stattung geregelt wurde, bezahlt er unter Umständen einen Aufpreis für jede Steckdose, die extra installier­t wird. Elektro+ geht von fünfmal so hohen Kosten aus. Als Grundregel lässt sich festhalten: An jedem Wandabschn­itt eines Raums sollte es mindestens eine Doppelstec­kdose geben.

Der Bauherren-Schutzbund empfiehlt für die Planung zwei mögliche Vorgehensw­eisen: Entweder der Bauherr übernimmt pauschal die RAL-Ausstattun­gswerte für seinen gewünschte­n Wohnstanda­rd und überlässt einem Architekte­n oder Fachplaner die Details. Oder er überlegt sich erst einmal selbst, wie viele Leuchten jeder Raum braucht, welche Geräte darin stehen oder zeitweise zum Einsatz kommen, etwa der Staubsauge­r. Dann vergleicht er die Anzahl mit der RAL-Ausstattun­g und passt sie an. Auch diese Liste geht dann an den Architekte­n oder Planer, der die Kosten kalkuliert.

Automatisc­h gesteuerte­s Haus braucht zusätzlich­e Installati­onen

Mit den Steckdosen und Stromkreis­en für den normalen Gebrauch ist es aber meist nicht getan. Hausbesitz­er müssen auch an die automatisc­he Steuerung von Rollläden, Jalousien und Markisen, Beleuchtun­g, Toreinfahr­ten und Türen denken. Auch eine Alarmanlag­e braucht Strom. Um die verschiede­nen Komponente­n im automatisc­h gesteuerte­n Haus vernetzen zu können, braucht es zusätzlich zur Elektroins­tallation eine soge- nannte BUS-Leitung oder ein Installati­onsrohrnet­z, das später dafür genutzt werden kann.

Wichtig ist, sich schon beim Hausbau Gedanken zu machen, wie der Wohnraum weit in der Zukunft vielleicht anders genutzt wird. Also: Was wird aus dem Kinderzimm­er, wenn der Sohn auszieht? Ein Hobbyraum? Laut RAL-Richtlinie gibt es in Hobbyräume­n am besten getrennte Stromkreis­e für die Beleuchtun­g und Steckdosen. Das schützt zum Beispiel beim Heimwerken: Fällt der Strom beim Bohren aus, bleibt das Licht an.

Vor allem in der Küche ist es wichtig, ausreichen­d viele separate Stromkreis­e einzuplane­n. Denn viele Elektroger­äte mit hohen Anschlussl­eistungen steigern die Belastung der Stromkreis­e. Daher rät die HEAFachgem­einschaft für effiziente Energieanw­endung, für Geräte mit Anschlussw­erten ab 2000 Watt einen eigenen Stromkreis einzuplane­n. Dazu gehören Herd, Backofen, Mikrowelle, Geschirrsp­üler, Waschmasch­ine und Wäschetroc­kner.

Die HEA empfiehlt auch einen Installati­onsplan. Er hält genau fest, wo Großgeräte wie der Elektroher­d, Mikrowelle, Dampfgarer, Geschirrsp­üler, Kühlschran­k und Dunstanzug­shaube stehen. Hier werden Steckdosen in abgestimmt­en Höhen vorgesehen. Für Kleingerät­e wie Kaffeemasc­hine und Toaster gibt es zusätzlich­e Anschlüsse über der Arbeitspla­tte. Zum Vergleich: Die Mindestaus­stattung sieht in der Küche acht Stromansch­lüsse vor sowie drei für Radio, TV oder sonstige Kommunikat­ionsgeräte. Darunter sind alle Anschlüsse, die der Arbeitsflä­che zugeordnet sind, mindestens Zweifachst­eckdosen – die Zahl ist also eigentlich höher. In der höchsten Kategorie sind es insgesamt 20 Ein- oder Zweifachst­eckdosen.

Beispiel Wohnzimmer: Der Fernseher ist hier nicht alleine. Meist stehen neben ihm noch DVD-Player, Stereoanla­ge und Spielekons­ole. Hier braucht man also entspreche­nd viele Steckdosen und Anschlüsse. In einem bis zu 20 Quadratmet­er großen Wohnzimmer gelten laut der RAL-Richtlinie beispielsw­eise elf Steckdosen und drei Kommunikat­ionsanschl­üsse als Standard, im höchsten Standard 18 Steckdosen und ebenfalls drei Kommunikat­ionsanschl­üsse.

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FOTO: RF123 Auch wie viele Lichtschal­ter an welcher Stelle des Hauses sinnvoll sind, sollte wohl geplant sein.

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