Angespitzt
Alleinstehende Ladies stehen irgendwann vor der Grundsatzfrage, wie sie ihr weiteres Leben verbringen wollen: mit Hund oder mit Mann? Dies kann nur individuell beantwortet werden.
Eines muss klar sein: Ein Leben ohne Hund ist – frei nach Loriot – möglich, aber sinnlos. Was nicht nur eingefleischte Feministinnen im Mann-Fall nicht so ohne weiteres unterschreiben würden. Ein Eichhörnchen als Lebenspartner erscheint dahingegen problemlos. Erschien problemlos. Schließlich wurde bekannt, dass im englischen Worcestershire ein Bierpfützen aussaufendes Eichhörnchen in einem Pub randalierte, ehe es schwankend von dannen wankte. Wirt Boulter: „Es bewegte sich recht langsam.“Scheint sich wohl um ein männliches Eichhorn gehandelt zu haben. Wie auch in Essen, wo ein allerdings nüchternes, nichtsdestotrotz sexistisches und genderpolitisch uneinsichtiges – also männliches – Eichhorn eine Frau so penetrant verfolgte, dass diese die Polizei rufen musste.
Da tendiert man doch eher zu den Caniden. Allerdings ist so ein Hund irgendwie auch bloß ein Mensch und hat deshalb gewisse Grundbedürfnisse – womit weder Fressen noch Saufen gemeint ist –, denen er nur eingegrenzt nachkommen kann und auf gar keinen Fall im Wohnzimmer auf der hellen Auslegeware. Deshalb gibt es jetzt im virtuellen Zeitalter die Flirt-App für Hunde: „Tindog“. Wie beim Menschenportal „Tinder“kann Herrchen/Frauchen da den Wunschpartner für den paarungsbereiten Racker aussuchen: molliger Mops, scharfer Schäfer, dominanter Dobermann, melancholischer Molosser. „Allein Gassi gehen war gestern“lautet der Slogan der Smartphone-Funktion, die per GPSOrtungssystem anzeigt, wo der gewünschte spitze Spitz oder possierliche Pudel anzutreffen sei. Alles im Lot also mit dem Hund und seinen Trieben.
Oder auch nicht. Als der Schreiber dieser Zeilen kürzlich des nachts seinen eher schläfrigen Vierbeiner ausführte, geriet die betagte Hundedame plötzlich in heftige Erregung und brachte ihr Herrchen auf einer ebenso steilen wie scharfkantigen Treppe zu Fall – wahrscheinlich hatte sie gerade ein heißes Tinder-Date erhalten. Jedenfalls eilten Frau und Tochter des Hundebesitzers flugs herbei, betrachteten das in seinem Blute liegende Herrchen beiläufig und stießen helle Freudenschreie aus: „Gott sei dank, dem – Hund ist nichts passiert!“Womit a) die Wertordnung im Familienverbund klargestellt wäre. Und b) die Haustierordnung neu überdacht werden muss. Vielleicht künftig doch lieber ein Eichhörnchen. Mit dem kann man wenigstens in den Pub.