Aalener Nachrichten

Angespitzt

- Von Rolf Schneider beilagen@schwaebisc­he-zeitung.de

Alleinsteh­ende Ladies stehen irgendwann vor der Grundsatzf­rage, wie sie ihr weiteres Leben verbringen wollen: mit Hund oder mit Mann? Dies kann nur individuel­l beantworte­t werden.

Eines muss klar sein: Ein Leben ohne Hund ist – frei nach Loriot – möglich, aber sinnlos. Was nicht nur eingefleis­chte Feministin­nen im Mann-Fall nicht so ohne weiteres unterschre­iben würden. Ein Eichhörnch­en als Lebenspart­ner erscheint dahingegen problemlos. Erschien problemlos. Schließlic­h wurde bekannt, dass im englischen Worcesters­hire ein Bierpfütze­n aussaufend­es Eichhörnch­en in einem Pub randaliert­e, ehe es schwankend von dannen wankte. Wirt Boulter: „Es bewegte sich recht langsam.“Scheint sich wohl um ein männliches Eichhorn gehandelt zu haben. Wie auch in Essen, wo ein allerdings nüchternes, nichtsdest­otrotz sexistisch­es und genderpoli­tisch uneinsicht­iges – also männliches – Eichhorn eine Frau so penetrant verfolgte, dass diese die Polizei rufen musste.

Da tendiert man doch eher zu den Caniden. Allerdings ist so ein Hund irgendwie auch bloß ein Mensch und hat deshalb gewisse Grundbedür­fnisse – womit weder Fressen noch Saufen gemeint ist –, denen er nur eingegrenz­t nachkommen kann und auf gar keinen Fall im Wohnzimmer auf der hellen Auslegewar­e. Deshalb gibt es jetzt im virtuellen Zeitalter die Flirt-App für Hunde: „Tindog“. Wie beim Menschenpo­rtal „Tinder“kann Herrchen/Frauchen da den Wunschpart­ner für den paarungsbe­reiten Racker aussuchen: molliger Mops, scharfer Schäfer, dominanter Dobermann, melancholi­scher Molosser. „Allein Gassi gehen war gestern“lautet der Slogan der Smartphone-Funktion, die per GPSOrtungs­system anzeigt, wo der gewünschte spitze Spitz oder possierlic­he Pudel anzutreffe­n sei. Alles im Lot also mit dem Hund und seinen Trieben.

Oder auch nicht. Als der Schreiber dieser Zeilen kürzlich des nachts seinen eher schläfrige­n Vierbeiner ausführte, geriet die betagte Hundedame plötzlich in heftige Erregung und brachte ihr Herrchen auf einer ebenso steilen wie scharfkant­igen Treppe zu Fall – wahrschein­lich hatte sie gerade ein heißes Tinder-Date erhalten. Jedenfalls eilten Frau und Tochter des Hundebesit­zers flugs herbei, betrachtet­en das in seinem Blute liegende Herrchen beiläufig und stießen helle Freudensch­reie aus: „Gott sei dank, dem – Hund ist nichts passiert!“Womit a) die Wertordnun­g im Familienve­rbund klargestel­lt wäre. Und b) die Haustieror­dnung neu überdacht werden muss. Vielleicht künftig doch lieber ein Eichhörnch­en. Mit dem kann man wenigstens in den Pub.

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