Lufthansa ahmt Preismodell der Billigflieger nach
Ab Herbst gelten neue Tarifstrukturen – Angebote und Aufschläge
FRANKFURT (dpa) - Die Lufthansa setzt ab Herbst in der EconomyKlasse auf ein neues Preismodell. Details sollen an diesem Montag vorgestellt werden, ab Dienstag sind die neuen Preiskategorien buchbar. Es sei die größte Tarifumstellung seit Jahrzehnten, zitierte die „Süddeutsche Zeitung“den für den TicketVertrieb zuständigen Passage-Vorstand Jens Bischof. Es sei vorstellbar, dass das Preismodell später auch für Langstreckenflüge eingeführt wird.
Was ändert sich?
Für Kurz- und Mittelstreckenflüge soll es ab dem 1. Oktober drei Preiskategorien geben: „Light“, „Classic“und „Flex“. Dabei gilt: Je günstiger der Grundpreis des Tickets ist, desto weniger Service ist inbegriffen. Für aufgegebenes Gepäck oder eine Umbuchung muss dann zum Beispiel extra bezahlt werden. Das Prinzip dürfte den meisten Passagieren bereits von Billigfliegern vertraut sein.
Was hat das Unternehmen davon?
Die Lufthansa kann künftig die Preise noch stärker als bisher differenzieren. Die Hoffnung ist, die Flüge so besser auszulasten und unterm Strich mehr Gewinn zu erzielen. Denn jeder nicht verkaufte, leere Platz in einem Flugzeug tut den Airlines richtig weh. Die mangelnde Ertragskraft ist eins der großen Probleme der Lufthansa, die als etablierte Fluggesellschaft mit höheren Kosten als ihre jüngeren Konkurrenten kalkulieren muss.
Profitiert auch der Kunde?
Billigflieger wie Ryanair und Easyjet haben das Fliegen für viele Menschen erst erschwinglich gemacht. Auch Lufthansa-Flüge sollen mit dem neuen Preismodell für einige Passagiere günstiger werden. Die Entwicklung in der Branche hat aber auch eine Schattenseite: Zwar können die Kunden ihre Reise inzwischen direkt im Internet buchen und Preise selbst vergleichen. Doch parallel ist ein wenig transparentes Preiswirrwarr mit „Service-Entgelten“und anderen mysteriösen Zusatzgebühren entstanden. Außerdem kann sich der Preis für einen Flug online ständig ändern.
Warum sind die neuen Preise für die Lufthansa ein so großer Schritt?
Für die meisten Kunden dürfte das Preismodell kaum gewöhnungsbedürftig sein. Doch die Lufthansa hatte bisher versucht, sich von den Billigfliegern abzuheben und damit das Image aus alten Zeiten zu bewahren, als Fliegen auch in der EconomyKlasse noch einen Hauch von Luxus hatte. Zumindest die Getränke und Snacks an Bord sollen daher auch künftig umsonst bleiben. Bei den Billigfliegern zahlen die Passagiere dafür meist extra. Sie haben sich damit abgefunden, dass Fliegen nicht komfortabler – oder sogar unbequemer – als eine Busfahrt ist.
Stehen für Lufthansa-Kunden noch weitere Änderungen bevor?
Der Konzern hatte bereits angekündigt, dass Flugtickets unabhängig von dem neuen Preismodell ab September 16 Euro teurer werden, wenn sie über ein globales Vertriebssystem (GDS) erstellt werden. Das ist bisher bei rund 70 Prozent der Tickets der Fall – zum Beispiel, wenn sie über Reisebüros, aber auch auf manchen Internetportalen gebucht werden. Außerdem will die Lufthansa unter der Dachmarke Eurowings eine eigene Billigmarke etablieren.