Ein Charmeur im Regen
Lionel Richie begeistert beim Salem Open Air die Zuschauer
Doch wer glaubt, dass Lionel Richie, der seit den 1960er-Jahren im Musikgeschäft ist, nur Balladen kann, der irrt gewaltig. Natürlich, die Balladen und seine samtweiche Stimme harmonieren perfekt, aber dem Musiker bereiten das Rocken, das Anheizen des Publikums und das Tanzen auf der Bühne genauso Spaß. Denn getanzt wird bei Lionel Richie sowohl „All Night Long“als auch an der Decke („Dancing on The Ceiling“).
90 Minuten Hits
Am Klavier stimmt er den Hit „Easy“an, einen der Songs, den Richie mit seiner Band Commodores aufnahm. Alle singen mit – wie bei fast allen Songs an diesem Abend. Zwar verspricht Richie zum Beginn, Lieder aus den 1980ern bis heute zu singen, aber es sind eben seine alten Songs, die überdauert haben. Richies erfolgreichste Zeit waren eben die 1980erJahre, da gewann er zum Beispiel vier Grammys und einen Oscar für den Songtitel „Say You, Say Me“, Begleitmusik zum Kinofilm „White Nights“. Und so machen Lieder wie dieses einen Großteil seines Salemer Konzer- tes aus. Aus der neueren Schaffensperiode ist nur „Angel“dabei, mit dem er 1998 noch einmal mehrere Wochen in den Charts war. „All The Hits – All Night Long“ist der Abend betitelt. Die ganze Nacht über spielt der 66-Jährige zwar nicht, aber seine großen Hits packt er erfolgreich in 90 Minuten, darunter auch den Partyklassiker „Brickhouse“und „End- less Love“, das Richie 1981 geschrieben und mit Diana Ross gesungen hat. Ein Song, der bis heute für Duette in Castingshows herhalten muss.
„Wer braucht schon Diana Ross?“
An diesem Abend in Salem singt keine Diana Ross („Ich habe sie gefragt, ob sie kommt, aber sie hatte Angst, dass es regnen könnte“, witzelt Richie mit Blick auf die in Regenponchos gehüllten Zuschauer). Stattdessen können sich alle Frauen im Publikum freuen, dass sie einmal im Leben mit Lionel Richie gesungen haben. „Wer braucht schon Diana?“, schmeichelt er danach den Damen.
Den Abschluss des Konzertes macht ein Song, den er mit dem verstorbenen Michael Jackson geschrieben hat und der trotz seines Alters immer aktuell bleibt: „We Are The Wworld“. Der Salemer Kinderchor und das Publikum helfen beseelt beim Mitsingen und verlassen danach durchnässt, aber glücklich den Salemer Schlossgarten.