„Gefahr einer Abwärtsspirale“
Anton Vetter (Foto: oh), Vorstand der BV & P Vermögen AG in Kempten hat im Interview mit Anke Leuschke kritische Anmerkungen zum Einzug von Computermodellen.
Immer mehr Fonds werden computergestützt verwaltet. Welche Folgen hat das für die Börse?
Tatsächlich wurden in der Vergangenheit in erster Linie Hedgefonds mit computergestützten Handelsmodellen verwaltet. Inzwischen treten immer mehr große Publikumsfonds in deren Fußstapfen. Sofern immer mehr große Investmentgesellschaften Trendfolgemodelle einsetzen, kann das die Kurse erheblich verzerren.
Wie das?
Wenn beispielsweise ein großer Marktteilnehmer aufgrund eines einsetzenden Abwärtstrends große Mengen an Wertpapieren verkauft, sinken die Kurse. Das kann wieder- um andere große Trendfolgen zu ähnlichen Aktionen veranlassen. Dann kann eine sich verstärkende Abwärtsspirale einsetzen, ohne dass sich fundamental etwas geändert hätte.
Wie groß ist der Einfluss der Trendfolgesysteme auf die Kursentwicklung inzwischen?
Bereits im vergangenen Jahr konnte man beobachten, dass der Einfluss größer wird. Als der Dax im September und Oktober 2014 innerhalb von nur einem Monat von 9800 Punkten auf den Tiefstand von rund 8350 Punkten absackte, erfolgte dies ohne erkennbaren Grund. Erst als die letzten Trendfolger ihre Verkäufe getätigt hatten, war der Spuk vorbei. Ähnliches passierte kürzlich mit den zehnjährigen Bundesanleihen. Der zugrunde liegende Terminkontrakt verlor innerhalb eines Monats von rund 160 auf unter 151, was man getrost als Crash bezeichnen kann.