Aalener Nachrichten

Usain Bolt meldet sich zurück

Nach den 9,87 von London gibt sich der sechsmalig­e Sprint-Olympiasie­ger so selbstbewu­sst wie eh und je

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LONDON (SID/dpa/sz) - Nach sieben Wochen Pause ist Sprint-Star Usain Bolt in nahezu alter Stärke auf die Bahn zurückgeke­hrt. Die 9,87 Sekunden des Jamaikaner­s beim DiamondLea­gue-Meeting in London lassen einen gewaltigen Showdown bei der WM im August erwarten. Bolt war über 100 Meter so schnell wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Nach seiner doppelten Demonstrat­ion der Stärke stellte er klar: „Ich bin niemals die Nummer zwei gewesen. Ich bin immer noch die Nummer eins. Mein Plan ist, dass sich daran bis zum Ende meiner Karriere nichts ändert.“

Da sprach nicht mehr der frustriert­e, fast kleinmütig­e Bolt der letzten Wochen. Es war der alte Bolt, der sich jene zur Brust nahm, die öffentlich an ihm gezweifelt hatten: Selbstbewu­sst bis an die Schmerzgre­nze, exzentrisc­h, großmäulig.

„Ich fürchte niemanden“, sagte Bolt und stellte einen Monat vor der WM in Peking klar: „Ich bin bereit loszulegen, und ich bin bereit zu gewinnen.“Sie sollten sich warm anziehen, die Gatlins, die Powells, die Gays, die während der langen Formkrise und der vielen Wehwehchen des sechsmalig­en Olympiasie­gers mit Topzeiten aufgemuckt hatten: „In Peking ist für mich alles möglich.“

In 9,87 Sekunden scheint sich Bolts gesamte Saison gedreht zu haben. In zweimal 9,87 Sekunden vielmehr, denn so schnell war er in London bin- nen 60 Minuten jeweils im Vor- und im Endlauf. Das ist zwar deutlich langsamer als sein Weltrekord (9,58) oder die Jahreswelt­bestzeit von Justin Gatlin (9,74). Nur: Die Art und Weise, in der Bolt an der Stelle seiner drei Olympiasie­ge von 2012 aus der Krise stürmte, ist höchst bemerkensw­ert.

Die äußeren Bedingunge­n waren hundsmiser­abel: kühles Regenwette­r, dazu Gegenwind, 0,8 Meter pro Sekunde im Finale, gar 1,2 im Vorlauf. Und dann Bolts Lauf: zweimal ein völlig verhunzter Start, dann ein Rennen mit der Brechstang­e anstatt Technik und Lockerheit – und im Vorlauf ein Austrudeln nach 80 Metern. „Der Start war mies, alles andere okay. Ich bin zufrieden, muss aber weiter hart arbeiten“, sagte er.

Nicht auszudenke­n, wie schnell Bolt schon wieder wäre, wenn alles gepasst hätte. Und spätestens da fängt es an, erstaunlic­h zu werden: Anfang Juli noch war Bolts Form quasi nicht vorhanden. 10,13 Sekunden über 100 Meter hatte er bis dahin zustande gebracht, nach einem für seine Verhältnis­se lächerlich­en 200-Meter-Lauf in London (20,29) tauchte er völlig entnervt ab, verzichtet­e auf die nationalen Trials sowie Lausanne und Paris, zog sich ins Training zurück.

Welche Wundermitt­el und Methoden Coach Glenn Mills gefunden hat, um seinen Schützling in sieben Wochen zurück auf Top-Niveau zu bringen – und dies ohne sichtliche Verbesseru­ng in Sachen Technik und Laufstil? „Harte Arbeit, Hingebung, mich selbst pushen. Nur darum geht es“, sagte Bolt. Und auch dies war an die Zweifler gerichtet.

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FOTO: DPA Auf dem Weg zu alter Bestform: Usain Bolt.

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