Der Doping-Verdacht radelt ständig mit
PARIS (dpa) - Tour de France und Doping – ein Dauerthema. Doch dieses Jahr war die Stimmung vergiftet wie selten, was an den Unterstellungen gegen Gesamtsieger Christopher Froome lag. Für harte Fakten sorgte bei der 102. Auflage – bisher – aber nur Luca Paolini. Der Italiener wurde nach einer positiven Kokain-Analyse eine Woche nach dem Start von seinem Team nach Hause geschickt. Nach dem Fall des Katusha-Profis schossen die Spekulationen ins Kraut – im Mittelpunkt: Froome.
Die imposante Vorstellung des Briten auf der ersten Pyrenäen-Etappe nach La Pierre-Saint-Martin schuf Misstrauen. Misstrauen, das durch Äußerungen des ehemaligen Profis und jetzigen TV-Experten Laurent Jalabert verstärkt wurde. Der selbst 1998 als EPO-Doper überführte ExWeltmeister empfand Froomes Leistung als „unangenehm anzuschauen“. Einen weiteren Verdacht streute ausgerechnet Ex-Hochleistungsdoper Lance Armstrong mit einem Tweet: „Froome sauber?“hatte der lebenslang Gesperrte gefragt.
Der Brite, der sich zu Unrecht verfolgt fühlt, sowie sein Sky-Team sahen sich in die Enge getrieben. Es folgte die Watt-Debatte: Mit der Offenlegung einiger Leistungsdaten wollte der Mann in Gelb Zweifel an der Korrektheit seiner Erfolge zerstreuen. Gelungen ist es ihm nicht. „Scheibchenweise nach eigenem Gutdünken zur Verfügung gestellte Leistungsdaten geben zumindest einen Hinweis darauf, dass nicht alles ganz so sauber ist, wie der Name vermuten lässt. Sky ist keine wolkenfreie Veranstaltung“, sagte der deutsche Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel. Sehr misstrauisch äußerte sich auch Werner Franke. „Wenn einer so schnell fährt oder sogar schneller als jemand, der früher gedopt hat, da kann ja was nicht stimmen. Mein Vorschlag: Man muss zwei Frankreich-Rundfahrten fahren: eine für Asthmatiker und eine für NichtAsthmatiker“, sagte der Heidelberger Molekularbiologe und verwies auf den inflationären Gebrauch von Kortikoiden im Radsport.