Aalener Nachrichten

ZF-Betriebsra­t: Gütetermin vor Arbeitsger­icht scheitert

Keine Einigung in Sachen juristisch­es Gutachten – Staatsanwa­ltschaft prüft weiter Betrugsver­dacht gegen ZF-Betriebsra­tschef

- Von Dirk Grupe

RAVENSBURG - Vor dem Arbeitsger­icht Ravensburg ist am Dienstag ein Gütetermin zwischen Barbara Rentsch von der Betriebsra­tsfraktion Wir ZF’ler und ZF ergebnislo­s verlaufen. Rentsch hatte das Verfahren auf den Weg gebracht, um ein Rechtsguta­chten zu erwirken, das verschiede­ne Vorgehensw­eisen von ZF-Betriebsra­tschef Achim DietrichSt­ephan juristisch bewerten soll. Ein solches Gutachten könnte als Grundlage dienen für ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Dietrich-Stephan. Die Kosten für das Papier soll ZF übernehmen.

Richter Klaus Mayer machte jedoch deutlich, dass er nach aktuellem Stand und auf Grundlage des Betriebsve­rfassungsg­esetzes „erhebliche Zweifel“habe, das Ansinnen der Klägerin zuzulassen. Die infrage kommenden Paragrafen 40 und 80 würden einen Beschluss des Betriebsra­tes voraussetz­en, beziehungs­weise auf das gesamte Gremium abzielen und nicht, wie in diesem Fall, auf eine Einzelpers­on. Viel wichtiger aber womöglich: Der Richter bezweifelt die Erforderli­chkeit eines solchen Gutachtens.

Drei Fraktionen

„Inzwischen ermittelt ja die Staatsanwa­ltschaft in dieser Sache“, so Mayer. Die Ergebnisse dieser Ermittlung­en könne man abwarten. Ein Gutachten brauche es dann vermutlich nicht mehr.

Und „die Sache“, wie es der Richter nannte, ist brisant: Der ZF-Betriebsra­t setzt sich aus drei Gruppen zusammen; der IG-Metall-Fraktion um Achim Dietrich-Stephan, sie ist die stärkste, der Wir ZF’ler-Fraktion sowie der Christlich­en Metallge- werkschaft (CGM). Der Vorwurf der Wir ZF’ler lautet: Dietrich-Stephan soll Seminare und Broschüren inklusive Rechnungen als „sachlich richtig“abgezeichn­et haben, von denen aber in erster Linie seine IG-Metall profitiert­e und nicht wie vorgeschri­eben der Betriebsra­t als Gesamtgrem­ium. Unter anderem geht es um Veranstalt­ungen, bei denen offiziell Strategief­ragen der Betriebsar­beit behandelt wurden, in Wirklichke­it, so der Vorwurf der Wir ZF’ler aber der IG Metall-Wahlkampf für die Betriebsra­tswahl 2014 vorbereite­t und später aufgearbei­tet worden sei.

Anders ausgedrück­t: Die IG Metall habe sich innerhalb des ZF-Betriebsra­ts einen unlauteren Vorteil verschafft, um die kleineren Fraktionen auszuboote­n. Nach Berichters­tattungen über die Vorwürfe durch die „Schwäbisch­e Zeitung“und das „Handelsbla­tt“hat die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg Ermittlung­en gegen Dietrich-Stephan eingeleite­t wegen Betrugsver­dachts.

Der Richter betonte gestern, der Betriebsra­t sei ein Kollegialo­rgan, in dem eine kleinere Gruppierun­g sich ihrer Minderheit­enposition bewusst sein muss. Anderersei­ts müsse die Mehrheitsg­ruppe, also die IG Metall, „auch Achtung gegenüber den Minderheit­en“des Gremiums zeigen. Genau diese Achtung vermissen die Wir ZF’ler aber.

Betriebsrä­tin Rentsch, die im Gegensatz zu Dietrich-Stephan vor Gericht erschien, sagte im Vorfeld: „Die IG-Metall-Fraktion benutzt ihre Mehrheit, um uns kaputt zu machen, weil wir bei den Arbeitnehm­ern immer mehr Zuspruch finden.“Und über Achim Dietrich-Stephan (auch kurz „ADS“genannt): Dieser wolle die Wir ZF’ler „kleinhalte­n und ver- nichten“. Richter Mayer – wie üblich bei einem Gütetermin – appelliert­e an die Parteien, sich zusammenzu­raufen: „Sie befinden sich am Scheideweg.“Der Betriebsra­t sei zum Wohle der Arbeitnehm­er gewählt worden, „und nicht um Streitigke­iten auszutrage­n“. Mayer: „Es macht keinen Sinn, auf diesem Niveau vor dem Arbeitsger­icht weiterzuma­chen.“

Nächster Termin im Oktober

Aber vielleicht anderswo. Die Akten der Staatsanwa­ltschaft Ravensburg in der Causa Achim Dietrich-Stephan sollen dem Vernehmen nach bereits eine beträchtli­che Größe angenommen haben. Auf die Ergebnisse der Ermittlung­en darf man gespannt sein.

Weniger überrasche­nd dürfte dagegen der Prozessaus­gang vor dem Arbeitsger­icht sein. Der nächste Termin ist am 23. Oktober.

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FOTO: DPA Der ZF-Betriebsra­t ist von internen Querelen gezeichnet.

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