Aalener Nachrichten

Die geheimnisv­olle Auflagenkö­nigin

Bestseller­autorin Utta Danella ist im Alter von 95 Jahren gestorben

- Britta Schultejan­s und Cordula Dieckmann

MÜNCHEN (dpa) - Ihre Bücher heißen „Tanz auf dem Regenbogen“, „Alle Sterne vom Himmel“oder „Der Kuss des Apollo“. Darin geht es vor allem um Romantik und die große Liebe. Wer bei der Schriftste­llerin Utta Danella allerdings an eine rührselige Dame mit Hang zum Kitsch dachte, der wurde enttäuscht. Sie selbst glaubte nicht an die große Liebe, gab unumwunden zu, ihren Ehemann betrogen zu haben und sagte über die Hochzeit im Jahr 1950: „Ich war nicht scharf darauf, aber irgendwann muss man das doch machen.“Im Juli ist die pragmatisc­he und resolute Autorin, die mehr als 70 Millionen Bücher verkauft hat, im Alter von 95 Jahren gestorben. Auf eigenen Wunsch habe der Abschied im engsten Familienkr­eis stattgefun­den, teilte der Heyne-Verlag am Dienstag in München mit. Dort hatte Utta Danella zuletzt gewohnt.

Eine Art Rosamunde Pilcher

Danella, die eigentlich Utta Denneler hieß, war eine der erfolgreic­hsten Schriftste­llerinnen, eine Art deutsche Rosamunde Pilcher. Ihr Beiname: „Die Auflagenkö­nigin“. Insgesamt brachte sie es auf 43 Romane und schrieb Erzählunge­n, Jugendund Sachbücher. Sie liebte Theater, Musik und Oper. Mit 14 Jahren versuchte sie sich an einem Roman. Bis zur Veröffentl­ichung ihres ersten Buches dauerte es aber noch lange: 1956 erschien „Alle Sterne vom Himmel“. 1960 dann der Durchbruch mit „Stella Termogen oder Die Versuchung­en der Jahre“.

Viele Bestseller folgten. Auf Danellas letztes Buch, „Der Kuss des Apollo“, mussten ihre treuen Fans jedoch acht Jahre lang warten. „Ich ha- be schon so viele Bücher geschriebe­n, dass ich es mir im Alter einfach leisten kann, mir mehr Zeit zu nehmen“, erklärte sie im Jahr 2006 nach dem Erscheinen des Buches, das sie in ihrer Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing auf einer elektrisch­en Schreibmas­chine getippt hatte.

Unabhängig­keit war für Danella immer wichtig. Mit ihrem Ehemann Hermann Schneider war sie zwar bis zu dessen Tod 30 Jahre lang verheirate­t, die Rolle der treu sorgenden Ehefrau war ihr aber zuwider. Auch ihr berufliche­r Werdegang – erst als Reporterin, später als Autorin – war im Nachkriegs­deutschlan­d nicht alltäglich. Nachdem ihre Familie im Krieg den gesamten Besitz in Berlin verloren hatte, zog Danella zu ihrer Tante nach München, wo sie ihr Studium abbrach und als Model und Reporterin arbeitete. Erich Kästner war einer ihrer Lehrmeiste­r. Für ihre Arbeit bekam sie im November 1998 das Verdienstk­reuz der Bundesrepu­blik Deutschlan­d.

„Schreiben ist für mich Freiheit“, sagte Danella und verriet vor mehr als 20 Jahren ihr Erfolgsrez­ept. „Die Psychologi­e muss stimmen. Bei mir reden die Menschen, wie sie wirklich reden. Landschaft­en spielen eine große Rolle – ich liebe Holstein, Sylt, die Hamburger Gegend.“Wenn sie geschichtl­iche Zusammenhä­nge schildere, könne das auch der Nichtintel­lektuelle verstehen, erklärte sie damals.

Besonders Frauen greifen zu ihren Büchern oder schalten den Fernseher ein, um die Verfilmung­en ihrer Romane zu genießen. Mit ihrem eigenen Leben, betonte Danella, hätten die Geschichte­n aber nur selten zu tun gehabt. In einem Interview mit der Zeitschrif­t „Frau im Leben“sagte sie einmal: „Ich habe ein bewegteres Leben als alle Romanfigur­en.“

Eiserne Disziplin

Zu diesem bewegten Leben gehörten offenbar auch Geheimniss­e. Das wahre Alter der Autorin blieb im Dunkeln. Lange Jahre galt der 18. Juni 1924 als ihr Geburtstag. Im vergangene­n Jahr erschienen große Berichte zu ihrem 90. Ehrentag, auch in vielen Datenbanke­n war davon die Rede. In der Pressemitt­eilung zu ihrem Tode korrigiert­e der HeyneVerla­g das Alter jedoch unter Berufung auf die Familie auf 95. Verwirrung auch um ihren Geburtsort: Anders als allgemein bekannt wurde Danella in Leipzig geboren, zog dann nach Berlin und später nach München.

Für ihre Bücher spielten derartige Details ohnehin keine Rolle. Beim Schreiben setzte Danella vielmehr auf eiserne Disziplin ohne Ablenkung. In einem Interview beschrieb sie ihre Einstellun­g: „Wenn ich arbeite, bin ich der einsamste Mensch unter Gottes Sonne“.

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FOTO: DPA Sie war die auflagenst­ärkste deutsche Schriftste­llerin: Utta Danella.
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FOTO: DPA Immer engagiert: Iris Berben
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