Der „Sportler des Jahres“wirft dem DLV-Präsidenten in der Doping-Debatte mangelnde Unterstützung vor
Diskus-Olympiasieger Robert Harting hat bei der Verkündung seines verletzungsbedingten Verzichts auf einen WM-Start in Peking bei gleicher Gelegenheit den Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop, scharf kritisiert. Der Berliner warf dem Verbandschef in der aktuellen Doping-Debatte mangelnde Unterstützung für die Athleten und Taktiererei vor. Nach den Enthüllungen der ARD und der britischen Zeitung „Sunday Times“sei Prokop „rheto- risch untergegangen“, erklärte Harting, „das hat mich furchtbar erschüttert. Ein Präsident muss nah an den Athleten sein und den Sport nicht aus dem VIP-Zelt führen. Wir Athleten sind die Existenzberechtigung der Funktionäre.“Harting vermutet taktisches Kalkül bei Prokop: „Vielleicht liegt es an seiner Kandidatur für das IAAF-Council.“Auch Prokops Zurückhaltung nach dem Video-Protest deutscher Athleten um Harting haben ihn „riesig enttäuscht“, sagte „Deutschlands Sportler des Jahres“. „Solche Aussagen zeigen immer wieder, dass das alles Taktik ist. Er hätte ja auch mal Kritik an der IAAF üben können. Wenn es die Länder oder die Verbände nicht tun, wer soll es denn sonst machen?“Prokop selbst hat in einem Interview mit dem Fachblatt „Leichtathletik“den Weltverband und die Welt-Anti-Doping-Agentur im Kampf gegen Doping in die Pflicht genommen. „Das bestehende System muss permanent auf seine Effizienz hin überprüft werden, insbesondere, ob wir weltweit einheitliche Kontrollstandards haben. Den daraus resultierenden Handlungsbedarf sehe ich dann bei der Wada und der IAAF“, sagte der DLV-Boss. Prokop glaubt nicht, dass Doping in der deutschen Leichtathletik verbreitet ist: „Darüber liegen uns keine Erkenntnisse vor. Auf Nachfrage bei der ARD hat man uns mitgeteilt, dass man diesen Vorwurf, der im Raum steht, in dieser Form nicht bestätigen könne.“(SID)