„A kind of magic“
Am Sonntag starb Jazzsänger Al Jarreau – Zweimal stand er in Aalen auf der Bühne
AALEN - Die Welt trauert um USJazzsänger Al Jarreau. Er starb am Sonntag im Alter von 76 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles. Und wenn um einen Großmeister des Jazz getrauert wird, dann trauern auch die Fans des Aalener Jazzfests. Zweimal stand der Ausnahmesänger auf der Bühne der Aalener Stadthalle – 1996 und 1998.
Ingo Hug, Künstlerischer Leiter des Aalener Jazzfests, hat vor allem an Jarreaus ersten Auftritt beim fünften Aalener Jazzfest beste Erinnerungen. „Es war einer der bemerkenswertesten Auftritte eines Künstlers überhaupt“, fasst er zusammen: „Die Stadthalle war bis zum Anschlag gefüllt, denn es war Jarreaus einziger Auftritt in Süddeutschland, und wir bekamen zweieinhalb Stunden lang eine grandiose Band mit einem charismatischen Sänger zu hören. Auch Jarreau war sichtlich begeistert. Es war schlicht und einfach „a kind of magic’“, so Hug.
Auch Spätzle standen auf der Speisekarte
Hug hat den Jazzsänger als „absolut freundlichen Menschen“kennengelernt, der gerne deftig, ja sogar gerne schwäbisch-deftig gegessen habe, „auch Spätzle“. Jarreau wurde in Milwaukee geboren, einer Stadt im Bundesstaat Wisconsin, in der viele deutsche Einwanderer eine neue Heimat gefunden haben. „Er kannte sich sehr gut mit der deutschen Küche aus.“
Auch beim zweiten Auftritt in Aalen – 1998, wieder auf der Stadthallenbühne – hinterließ Jarreau einen guten Eindruck bei den Jazzfestmachern. Nicht nur, weil er mit zahlreichen Mittelchen versuchte, vor dem Auftritt seine Stimmbänder geschmeidig zu machen, sondern auch, weil er seinen eigenen Hometrainer mitgebracht hatte. Kurzerhand baute er das Rudergerät mittags auf der Stadthallenbühne auf und widmete sich eine Stunde lang der körperlichen Ertüchtigung.
Die Kritiker feierten den siebenmaligen Grammy-Gewinner als „den Mann mit dem Orchester in der Kehle“. Erst in der vergangenen Woche hatte er seinen Rücktritt vom Bühnenleben verkündet. „In den letzten Jahren hatte er wohl immer wieder Beschwerden“, blickt Ingo Hug zurück, „vielleicht auch, weil er über viele Jahre hinweg sehr extensiv auf Tour war. Ich habe gesehen, wie er bei seinen letzten Konzerten mit dem Rollstuhl auf die Bühnen gebracht wurde“, erzählt Ingo Hug, der auch meint festgestellt zu haben, dass Jarreaus Stimme mit den Jahren etwas brüchiger geworden ist.
„Al Jarreau passte auf jeden Fall in keine Kategorie, vor allem das Konzert 1996 war etwas Besonderes, anders als etwa Van Morrison, anders als Miles Davis“, sagt Hug, „ich habe noch nie ein so begeistertes Publikum erlebt.“