Kleine, zu schnelle Hunde
Deutschlands Alpin-Team scheitert im WM-Achtelfinale an der Slowakei – Neureuther bangt
ST. MORITZ (SID/dpa) - Felix Neureuther schlich völlig bedient und mit gebeugtem Rücken – wie in Zeitlupe – aus dem Zielraum von St. Moritz. Den deutschen Team-„Kapitän“schmerzte die bittere Erstrundenniederlage im WM-Mannsch aftswettbewerb gegen die Slowakei, noch mehr aber schmerzte sein Rücken. Wegen einer Muskelverhärtung im Bereich der Lendenwirbelsäule, die er sich bei seinem ersten Einsatz in St. Moritz zugezogen hatte, ist Neureuthers weitere WM-Teilnahme gefährdet.
„Mein Ziel ist es, schnellstmöglich wieder fit zu werden“, ließ Neureuther am Dienstagabend verlauten, „ob das bis Freitag möglich ist, lässt sich aber noch nicht sagen.“Für Freitag ist der WM-Riesenslalom angesetzt, in dem ein fitter Neureuther ebenso wie im Slalom am Sonntag zu den Medaillenanwärtern gehört. Der Routinier lasse die Blessur physiotherapeutisch behandeln, teilte Verbandssprecher Ralph Eder mit. Heute, zwei Tage vor dem Riesenslalom, soll die Belastung gesteigert werden, „um zu sehen, wie reagiert der Körper, wie reagieren der Muskel und der Rücken“, sagte Eder. „Dann kann man die weiteren Schritte einleiten.“
Passiert ist dem „ewigen“Rückenpatienten Neureuther das Malheur im entscheidenden vierten Duell gegen die Slowakei im Achtelfinale des Team Events. 0,13 Sekunden fehlten dem besten deutschen Skirennläufer da gegen einen gewissen Matej Falat – weil es ihm beim Sprung auf der „Corviglia“-Piste „in den Rücken eingeschossen ist“, und „dann konnte ich nicht mehr Gas geben“. Das überraschende Aus gegen den späteren WM-Zweiten war besiegelt. „Das ist sehr ärgerlich, aber das muss man abhaken“, sagte Neureuther. Nun, ergänzte der Team-Weltmeister von 2005 halb im Gehen, „muss ich schauen, dass ich meinen Rücken hinbekomme“. Ob das gelingt, ist offen.
Nach einer medaillenlosen ersten Woche hatten Neureuther und Co., zuletzt 2013 als Dritte auf dem „Stockerl“, als Team zuschlagen wollen. Das 1:3 gegen die Slowakei war deshalb umso ernüchternder. „Ich bin emotional wirklich getroffen, damit habe ich nicht gerechnet“, sagte DSVAlpindirektor Wolfgang Maier. „Am liebsten würde ich heimfahren oder etwas kaputthauen. Ich kann gar nicht sagen, wie mich das ärgert.“Zumal es nach 2015 die zweite Auftaktniederlage in Folge in diesem Wettkampfformat war. Ausgelassen dagegen war die Freude bei den Franzosen um Alexis Pinturault, die sich zum zweiten Mal nach 2011 Gold sicherten. Platz drei hinter der Slowakei ging an Schweden, das Gastgeber Schweiz im Bronzekampf bezwang.
Für die deutsche Mannschaft lief es von Beginn an schlecht. Lena Dürr (Germering) verlor gegen Petra Vlhova, war 0,11 Sekunden zurück. Zwar glich Stefan Luitz (Bolsterlang) gegen Andreas Zampa (0,38) noch einmal aus. Doch als Christina Geiger (Oberstdorf) gegen Veronika VelezZuzulova den Kürzeren zog, weil sie an einem Tor vorbeifuhr, musste Neureuther liefern – doch der Partenkirchner scheiterte gegen Falat, die Nummer 175 der Slalom-Rangliste.
Neureuther hatte das Debakel kommen sehen. Während Maier die Slowaken als „machbar“bezeichnete, sprach er von einem „dicken Brocken“. Velez-Zuzulova und Vlhova seien die schnellsten Frauen im Feld, meinte er, und die Jungs? „Kleine, schnelle Hunde.“Dass diese so entschlossen zubeißen würden, überraschte aber auch Neureuther. Dabei hatte er noch an seine Kollegen appelliert. „Es muss jeder alles geben – für Deutschland und für seine Teamkollegen.“Das gelang nicht.