Der Prinzessin alte Kleider
Eine Ausstellung im Kensington-Palast zeigt die berühmteste Mode von Diana
LONDON - Mag es in den Kinderzimmern des dreijährigen Prinz George und der 21 Monate alten Prinzessin Charlotte rund gehen – in den öffentlich zugänglichen Räumen des Kensington-Palastes war es in den letzten Tagen sehr ruhig. „Das ist immer so“, erläutert eine nette Aufseherin. „Ehe eine neue Ausstellung eröffnet wird, haben wir wenig Andrang.“
Von heute an dürften sich die Interessenten wieder stauen, darauf deutet der Vorverkauf im Internet hin. Denn in der königlichen Residenz im Londoner Westen ist eine neue Dauerausstellung zu sehen, die eine weltweite Berühmtheit ins Gedächtnis ruft. „Diana – die Geschichte ihrer Mode“erinnert an die früh tödlich verunglückte Großmutter der royalen Zwerge. Dianas Todestag jährt sich Ende August zum 20. Mal.
Anhand der 25 ausgestellten Kleider sowie 13 Skizzen für neue Kreationen lässt sich der kometenhafte Aufstieg des adeligen Teenagers vom Land zur weltweiten Ikone nachvollziehen. Oder anders gesagt: die Verwandlung eines scheuen, mädchenhaften Wesens in eine selbstbewusste, ihre Schönheit einsetzende Erwachsene. Das sei doch in gewisser Weise die Geschichte jeder Person, sagt Ausstellungsdesignerin Poppy Cooper: „Wir entwickeln unseren eigenen Stil erst nach und nach.“
So reicht die Palette vom rustikalen Tweedkostüm, das die 20-Jährige während ihrer Flitterwochen auf Schloss Balmoral trug, bis zum kurzen Sommerkleid, das Catherine Walker im letzten Lebensjahr der Prinzessin kreierte. Diana trug es zu der berühmten Auktion, auf der viele ihrer berühmtesten Kleider für wohltätige Zwecke unter den Hammer kamen und die fabelhafte Summe von vier Millionen Pfund einbrachten.
Als erstes Mitglied des Königshauses trug Diana Schwarz nicht nur zu Beerdigungen, als Erste verzichtete sie auf Handschuhe. Dass sie auf dem Höhepunkt der Aids-Hysterie einem Kranken die Hand gab, ja ihn umarmte, machte sie zur Heldin der Schwulenbewegung. Auf Staatsbesuchen beeindruckte sie die Spanier mit einer Flamenco-Kreation von Murray Arbeid; in Saudi-Arabien war das züchtig hochgeschlossene Kleid mit Falken, dem Nationalvogel des Landes, bestickt.
Am Ende ihres Lebens, nach ihrer bitteren Scheidung von Charles, wollte die Prinzessin „ein Arbeitstier statt einer Kleiderstange“sein. Ihr persönlicher Stil spiegelte dies wider. Catherine Walker schneiderte ein dazu passendes, elegant geschnittenes, hellblaues Kleid.
Ob die professionell präsentierte Schau auch bei jenen Nachgeborenen Interesse wecken kann, die den Hype der 80er- und 90er-Jahre um die einstige „Prinzessin der Herzen” (Selbstbeschreibung) nicht am eigenen Leib erlebt haben? Zuletzt war es sehr still geworden um Diana.
Die rechte Intellektuellen-Postille veröffentlicht rechtzeitig zur Ausstellung den geifernden Artikel einer Katholikin über die Frage, ob Charles’ zweite Gattin Camilla dereinst den Titel einer Prinzgemahlin (princess consort) oder doch einer Königin führen solle – letzteres käme „einer Belohnung für Ehebruch“gleich und sei verwerflich.
Der säkularen Nation dürften solche Albernheiten herzlich egal sein. Hauptsache, es gibt in regelmässigen Abständen süße Kinderbilder von George und Charlotte.