Willkommen in der Ancelotti-Jahreszeit
Bayern überzeugt wieder – Ribéry und Lewandowski überragend beim 3:0 gegen Schalke
MÜNCHEN - Vielleicht wird diese Phase des Fußballjahres, wenn die großen Pokale immer sichtbarer werden am Horizont, eines Tages ja wirklich umbenannt werden. Vielleicht wird der vor rund einer Woche von Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erfundene Begriff der „Ancelotti-Jahreszeit“dann wirklich in den Wortschatz des Fußballs aufgenommen worden sein. Und vielleicht wird der Mann, der am Mittwochabend an der Seitenlinie der Münchner Arena stand und unentwegt seinen Kaugummi bearbeitete, dann seinen Enkeln und Urenkeln beim Lachsfischen in Kanada oder auch beim Schweinestallausmisten in der Emilia-Romagna verraten, wie er es damals immer wieder hingekriegt hat, seine Mannschaften immer wieder zu Höchstleistungen zu treiben, wenn es wirklich um etwas ging.
Vielleicht. Es wird noch einiges Wasser die Isar hinunterfließen, bis Carlo Ancelotti im Mai seiner Legendensaga möglicherweise ein paar Kapitel hinzugefügt haben wird. Am Mittwoch hat der FC Bayern erst einmal in überzeugendster Manier durch das 3:0 (3:0) gegen den FC Schalke 04 das Halbfinale im DFB-Pokal erreicht. Die Tore von Robert Lewandowski (3. und 29. Minute) und Thiago (16.) hatten einen Sieg, an dem nie ein Zweifel bestand, früh unter Dach und Fach gebracht.
Noch deutlicher als gegen den HSV
Nicht ganz so torreich wie zuletzt in der Bundesliga, als der HSV 8:0 abgefieselt wurde, aber noch überzeugender, noch deutlicher. Weil Schalke die Bayern vor noch nicht einmal einem Monat beim 1:1 in der Bundesliga richtig geärgert hatte. Weil die Münchner nun von Anfang an druckvoll und mit Verve spielten, weil sie wirklich Gefallen gefunden zu haben scheinen am vom Trainer bevorzugten direkten und schnörkellosen Spiel nach vorne. Weil sie zwar noch immer die Passmatrix von Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola in sich haben, aber es nicht mehr als Majestätsbeleidigung auffassen, wenn die anderen auch mal kurz den Ball haben.
„Alles!“, hatte Schalkes Trainerlegende Huub Stevens im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“auf die Frage geantwortet, was die Münchner denn in diesem Jahr erreichen könnten. Man sollte nach solchen Auftritten zumindest beginnen, sich mit dem Gedanken zu beschäftigen, dass der Mann recht behalten könnte, dass am Ende wirklich die „tripletta“, das bayerisch-italienische Triple, stehen könnte.
139 Sekunden lang durften sich die Schalker ein paar Hoffnungen machen, dass das 8:0 der Bayern gegen den HSV, dass das 5:1 gegen den FC Arsenal vielleicht nur Episoden gewesen waren oder dass die Münchner wieder in 1:1-Hertha-BSC-Form antreten würden gegen sie. Nach 139 Sekunden hatte sich Lewandowskis Heber ins Tor gedreht. Und man wusste gar nicht, was an diesem Tor schöner gewesen war. Der schnörkellose, präzise Durchstecker Franck Ribérys, der ganz nebenbei seine Rückkehr nach rund vierwöchiger Verletzungspause feierte, der Antritt Lewandowskis im Strafraum oder doch dessen Heber, bei dem im Grunde ab dem Moment, als der Ball seinen Fuß verließ, schon klar war, dass er ins Tor gehen würde.
Ribéry, ebenso einigermaßen überraschend in der Startelf wie Kapitän Philipp Lahm auf der Bank, leitete auch den zweiten Treffer ein. Wieder schnörkellos und direkt, wieder auf Lewandowski, der in den Strafraum sprintete, abdrehte und aus dem Stand an den zweiten Pfosten flankte, wo sich Thiago im wahrsten Sinne des Wortes hochschraubte und zum 2:0 köpfelte.
Und wieder riefen die Fans: „Nur noch acht!“Vehementer als zuletzt gegen den HSV, als es dann noch sechs Treffer wurden. Diesmal kam nur noch einer dazu, wieder vorgetragen durch das Super-Duo Ribéry und Lewandowski: Der Franzose passte diesmal mit Übersicht in den Rückraum, von wo der Torjäger einschoss. Der Rest war Schaulaufen der Roten, der Rest war Hinterherlaufen der Blauen.
Auch Carlo Ancelotti sah das so: „Unser Spiel war von Anfang an gut. Wir haben mit hohem Druck verteidigt und hoch gepresst. Nach den Toren haben wir das Resultat kontrolliert.“Genauso wichtig: die Personalie Ribéry. Nochmals Carlo Ancelotti: „Franck hat es sehr gut gemacht, er hat mit Qualität gespielt, war an allen Toren beteiligt. Er hat ohne Probleme 70 Minuten gespielt. Er ist fit.“