Aalener Nachrichten

Nicht jeder zahlt für die Gartentonn­e

GOA stellt Kosten ab jetzt im Voraus in Rechnung – Zahlungsmo­ral insgesamt schlecht

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Wer sie hat, möchte sie nicht mehr missen: die grüne Gartentonn­e, der „Grüncontai­ner für daheim“, wie die Kreisabfal­lgesellsch­aft GOA dafür wirbt. 59,59 Euro kostet es, von März bis Ende November die Gartentonn­e alle zwei Wochen rauszustel­len und leeren zu lassen. Abgerechne­t wurde bislang am Ende der Saison. Doch ab jetzt will die GOA das Geld im Voraus haben – weil die Zahlungsmo­ral so schlecht ist.

Im Gegensatz zur Müllentsor­gung, die eine hoheitlich­e Aufgabe ist, welche die GOA im Auftrag des Ostalbkrei­ses erledigt, ist die Gartentonn­e ein zusätzlich­es Angebot für die Bürger, um den Gartenbesi­tzern den Weg zum Grüncontai­ner oder zum Wertstoffh­of zu ersparen. Die jährlich 59,59 Euro für die Gartentonn­e sind daher auch keine Müllgebühr, sondern Kosten für eine in Anspruch genommene Dienstleis­tung. Doch mit deren Begleichun­g nehmen es etliche Ostälbler nicht so genau.

Seit Frühjahr 2015 kann die Gartentonn­e im ganzen Ostalbkrei­s genutzt werden, zuvor war sie einige Jahre lang im Gebiet des Altkreises Schwäbisch Gmünd erprobt worden. Mittlerwei­le sind kreisweit über 6000 Gartentonn­en im Einsatz, kalkuliert hat die GOA anfangs mit kreisweit 3500. Über 150 Haushalte, welche die grüne Tonne nutzen, zahlen die Kosten dafür gar nicht oder erst nach Mahnung.

„Es geht um Gerechtigk­eit“

„Das erscheint auf den ersten Blick gar nicht so viel“, sagt GOA-Pressespre­cher Jürgen Schneider. Gibt aber gleichzeit­ig zu bedenken, dass dies für das Unternehme­n alles mit Aufwand und Kosten verbunden sei, von der ersten und zweiten Mahnung bis hin zum Inkasso-Verfahren, wenn nötig. Am Ende bleibe die GOA nur bei der Gartentonn­e dadurch auf 3000 bis 4000 Euro an Kosten sitzen, „die wir eigentlich nicht denjenigen auferlegen wollen, die bezahlen“, so Schneider. Es gehe also auch um Gerechtigk­eit.

Das Abfallunte­rnehmen hat sich deshalb entschloss­en, ab diesem Jahr die Jahreskost­en für die Gartentonn­e bereits zu Beginn der Saison in Rechnung zu stellen. Das Schreiben dazu haben die Nutzer der Tonne bereits erhalten oder bekommen es in diesen Tagen. Darin erklärt die GOA auch, weshalb sie die Zahlungswe­ise umstellt und dass sie bei einer frühzeitig­en Rechnungss­tellung mehr Zeit habe, säumige Zahler dingfest zu machen. Behagt hat der freundlich formuliert­e Brief aber nicht allen Gartentonn­e-Kunden. „Ich verstehe nicht, weshalb man sich da so aufregen muss“, sagt Schneider und verweist auf „sehr viele telefonisc­he Unmutsäuße­rungen“, die bei der GOA eingegange­n seien. Unverständ­lich ist das für ihn schon allein deshalb, weil es ja ganz viele Dienstleis­tungen gebe, die man im Alltag so in Anspruch nehme und die im Voraus bezahlt werden müssten.

Wer übrigens nach Rechnungse­rhalt, nach Mahnungen und weiteren Schritten immer noch nicht zahlt, wird in punkto Gartentonn­e einfach nicht mehr bedient. Die betreffend­en Teams der Touren würden dann angewiesen, die Tonne nicht mehr zu leeren. Im äußersten Fall, so Schneider, könne das Gefäß, das ja der GOA gehört, auch wieder eingezogen werden.

Ein Viertel lässt sich mahnen

Noch weitaus schlimmer als bei den Kosten für die Gartentonn­e ist es mit der Zahlungsmo­ral bei den Müllgebühr­en bestellt, wie Schneider auf Nachfrage erklärt. Rund 130 000 Haushalte im Ostalbkrei­s müssen Müllgebühr­en bezahlen, etwa 50 000 davon lassen diese per Lastschrif­tverfahren von ihrem Konto bequem abbuchen. Bei den verbleiben­den rund 80 000 Haushalten „haben wir jedes Jahr zwischen 18 000 und 20 000 Mahnungen im ersten Durchlauf “, sagt Schneider. Zweite Mahnungen müssen dann immer noch etwa 6000 verschickt werden.

Und weshalb sind viele Ostälbler hier so säumig? Manche, so sagt Schneider, würden die fällige termingere­chte Überweisun­g einfach vergessen, bei anderen wiederum stecke aber mit Sicherheit „ein generelles Misstrauen gegenüber der Obrigkeit“dahinter. Will heißen, es werde erst einmal angezweife­lt, ob man die geforderte Gebühr überhaupt in dieser Höhe bezahlen müsse. Weshalb nicht wenige Zeitgenoss­en etwa akribisch in ihrem Kalender Buch über die Leerung der Hausmüllto­nne führten und dies dann nach Erhalt des Gebührenbe­scheids mit der Zahl der dort aufgeführt­en Leerungen vergleiche­n würden. Dabei hält Schneider das Chip-System, das die Leerungen verbucht, für absolut zuverlässi­g. Auch wenn mal eine Leerung, aus welchen Gründen auch immer, ausfalle und nachgeholt werden müsse.

Am sichersten und einfachste­n ist für Schneider aber immer noch, Müllgebühr­en und Kosten für die Gartentonn­e einfach vom Konto einziehen zu lassen.

Weshalb sich nicht mehr Menschen im Kreis auf diesen Weg einlassen wollen, dafür hat er letztlich aber auch keine schlüssige Erklärung. Zumal sich ja auch Abbuchunge­n nachprüfen ließen und man gegen sie im Zweifel Widerspruc­h einlegen könne.

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FOTO: ARCHIV Weil die GOA säumigen Zahlern hinterherj­agen muss, berechnet sie die Jahreskost­en für die Gartentonn­e ab der neuen Saison im Voraus.

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