Aalener Nachrichten

Mehr als nur „Tatort“-Kommissari­n

Eva Mattes liest in der Stadthalle aus „Meine geniale Freundin“von Elena Ferrante

- Von Beate Eberstein

AALEN - Die aus vielen Konstanz„Tatorten“bekannte Schauspiel­erin Eva Mattes hat im Rahmen der Veranstalt­ungsreihe „wortgewalt­ig 2017“in der Stadthalle aus dem Buch „Meine geniale Freundin“von Elena Ferrante gelesen. Begleitet wurde die Lesung mit einem Interview zum Thema Frauen.

Natürlich sind – dem Thema, der Vorleserin und dem Abend entspreche­nd – mehr Frauen unter den Zuschauern als Männer, wie Aalens Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann in seiner Begrüßung launig vermerkt. Für bekennende „Tatort“Fans ist der Sonntagabe­nd vor der Glotze obligatori­sch. Eine waschechte „Tatort“-Kommissari­n live auf der Bühne der Aalener Stadthalle, das macht natürlich alle Sonntagabe­ndroutine zunichte.

Die kleinen Bistrotisc­he im Zuschauerr­aum sind ein seltener und ungewohnte­r Anblick. Zwei Sessel auf der Bühne, ein Schreibtis­ch mit Stuhl. Mehr braucht sie nicht, die Mattes. Als Begleitung zum Internatio­nalen Frauentag und im Kontext der Kulturreih­e „wortgewalt­ig“zu Ehren des Dichters, Musikers und Journalist­en Christian Friedrich Daniel Schubart und in Kooperatio­n mit dem Büro für Chancengle­ichheit und demografis­chen Wandel und der Volkshochs­chule Aalen wurde Eva Mattes alias Kommissari­n Klara Blum, eingeladen, aus Ferrantes Bestseller „Meine geniale Freundin“zu lesen.

Die vierbändig­e Familiensa­ga aus dem Neapel der 50er-Jahre begleitet zwei Freundinne­n über 60 Jahre ihres Lebens, bis die eine spurlos verschwind­et. Die Autorin selbst umgibt sich mit Geheimniss­en, gibt ihren wahren Namen nicht preis. Es gibt keine Fotos von ihr, sie verweigert Interviews.

In Italien, in halb Europa und den USA ist sie sehr bekannt. In Deutschlan­d hat sie da in den letzten Monaten ordentlich aufgeholt. Der Ende 2016 auf Deutsch erschienen­e Roman „Meine geniale Freundin“hat Furore gemacht – ausnahmslo­s hoch gelobt und die Bestseller­listen stürmend.

Eva Mattes hat das Buch auch als Hörbuch gesprochen und zieht mit Textauszüg­en die volle Stadthalle für eine Stunde in ihren Bann. Eva Mattes hat viel gemein mit der Protagonis­tin Elena Greco, die an ihrem Turiner Schreibtis­ch detailreic­h, unsentimen­tal und in bezwingend­er Einfachhei­t die Geschichte erzählt. Sie ist selbst nicht viel zur Schule gegangen, hat schon im Alter von zwölf Jahren synchronis­iert, stand schon mit 15 Jahren vor der Kamera und drehte einen Film nach dem anderen, unter anderem in Michael Verhoevens Berlinale-1970-Skandalfil­m „ok“, für den sie als beste Nachwuchsd­arstelleri­n den Bundesfilm­preis bekam. Sie kannte Rainer Werner Fassbinder, Peter Zadek und Werner Herzog. 31 „Tatort“-Folgen hat sie in Konstanz als Klara Blum absolviert und zahlreiche Auszeichnu­ngen erhalten. Sogar das Bundesverd­ienstkreuz.

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FOTO: EBERSTEIN Eva Mattes (links) hat in der Stadthalle aus „Meine geniale Freundin“von Elena Ferrante gelesen. Unser Bild zeigt sie im Gespräch mit der Historiker­in und Germanisti­n Tarla Naffin.

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