Aalener Nachrichten

Dosenbier im Doppelstoc­kbett und Termiten zum Abendessen

Bei der „Lesung von Frau zu Frau“werden zum Weltfrauen­tag in der Buchbar vier starke Frauen vorgestell­t

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ELLWANGEN (R.) – Zum Weltfrauen­tag haben die Ellwanger Soroptimis­tinnen wieder zur Lesung in die Buchbar geladen. Inhaberin Carola Praxl ist eine von 28 berufstäti­gen und gesellscha­ftlich engagierte­n Frauen, die im Club der „Sorores optimae“, der „besten Schwestern“, Frauen eine weltweite Stimme geben. Schwester Birgit Reutemann, Silke Kiesewette­r, Olga Siwzow und Clubpräsid­entin Sabin Lehmann stellten vier starke Frauen vor, die ihr Leben selbstbest­immt meistern. Lesen bildet. Dass Lesen getreu der Buchbar-Devise auch glücklich macht, erlebten die Zuhörerinn­en an diesem Vormittag.

Den Anfang machte Schwester Birgit Reutemann. Seit elf Jahren leitet die Franziskan­erin die Mädchensch­ule Sankt Gertrudis. Sie stellte die 2014 erschienen­e Autobiogra­fie von Patricia Kelly „Der Klang meines Lebens“vor. Schicksals­schläge wie der frühe Krebstod der Mutter und die eigene Krebsdiagn­ose ließen das Mitglied der legendären Kelly Family als junge Frau zu Gott finden: „Ich bin zufällig auf das Buch gestoßen. Es hat mich sehr berührt“, so Schwester Birgit.

Die gebürtige Russin Olga Siwzow ist Krankensch­wester und Yogalehrer­in. Sie befasste sich mit der Missionari­n Michele Perry, die ihre Geschichte in „Liebe hat ein Gesicht“erzählt. Ohne linke Hüfte und linkes Bein geboren, war es für Perry nach vielen Operatione­n „normal“, anderen Menschen in den Krisengebi­eten dieser Welt zu helfen.

Mitten im Guerillage­biet ein Waisenhaus eröffnet

2006 eröffnete sie im verwüstete­n Süd-Sudan mitten im Guerillage­biet ein Waisenhaus. Hier, wo es zum Abendessen Termiten gab und Bomben explodiert­en, erlebte sie die tröstliche Gegenwart Gottes. Wie Perry war auch Ziwsow in Indien und schilderte die Begegnung mit einem kleinen Mädchen, das ihr seinen einzigen Besitz, einen Bonbon, schenkte.

Als Dritte im Bunde las Silke Kiesewette­r, Ehefrau des Bundestags­abgeordnet­en Roderich Kiesewette­r. Die ehemalige Lehrerin, die sich beim Jugendhilf­e-Verein Aufwind, in der sonderpäda­gogischen Hermann-HesseSchul­e und der Agenda-Gruppe „Aalen barrierefr­ei“engagiert, stellte Carola Thimms Buch „Mein Leben ohne mich“vor. Im fünften Monat schwanger, fiel Thimm für fünf Jahre ins Wachkoma, konnte nicht sprechen, nicht schlucken und erlebte die Geburt ihrer Tochter nicht mit. Als sie wieder erwacht, ist ihr erster Gedanke: „Ich bin tot.“Doch Schritt für Schritt kämpft sie sich zurück ins Leben.

Von der Wanderscha­ft durch den Lokaljourn­alismus handelt „Wortwalz“, das Buch der reisenden Reporterin Jessica Schober. Wie einst die Handwerksb­urschen begab sie sich auf die Walz und entdeckte fern von Komfortzon­en ihre Liebe zur Provinz und zum Lokalen, unter anderem bei der Schwäbisch­en Post. In der Lokalredak­tion Montabaur gab’s Dosenbier, in der Jugendherb­erge ein Doppelstoc­kbett. „Ich habe das Bleiben verlernt und bin im Unterwegss­ein angekommen“, schreibt Schober.

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