Ein Limit? Nicht für Mikaela Shiffrin
Durch zwei Siege in der Heimat ist dem Ski-Ass der Sieg im Gesamtweltcup kaum mehr zu nehmen – mit 22 Jahren
SQUAW VALLEY (SID/sz) - Ein Skirennen zu gewinnen, ist für Mikaela Shiffrin zur Routine geworden. Olympiasiegerin, zweimal Weltmeisterin, Platz eins bei mittlerweile 31 Weltcup-Rennen, seit Samstag nun zum vierten Mal Weltcup-Siegerin im Slalom, und der Gesamtweltcup abholbereit – eine fast unglaubliche Bilanz, zumal für eine junge Frau, die am heutigen Montag erst 22 Jahre alt wird. Und die von sich behauptet: „Ich fange gerade erst an.“
Die Siege am Freitag und Samstag waren für Shiffrin aber alles andere als Routine. Schauplatz war Squaw Valley, der Olympiaort von 1960 in der Sierra Nevada. Am Samstag kamen 12 000 Zuschauer, sie schrien, bei Shiffrin natürlich besonders laut, und erst recht, als sie Saisonsieg Nummer 11 feierte. Ja: feierte. Nur im Zielraum – aber für die Amerikanerin, die Erfolge sonst nur zur Kenntnis zu nehmen scheint, war das schon ungewöhnlich.
„Dass 12 000 Leute zum Zuschauen kamen – in den USA: Das ist so gewaltig“, sagte Shiffrin. Hinzu kam, dass sie erstens mit dem Sieg im Riesenslalom am Freitag nun noch eine kleine Chance auf den Weltcup-Gesamtsieg in dieser Disziplin hat; dass sie zweitens mit dem Sieg im Slalom die Gesamtwertung in dieser Disziplin vorzeitig (und eben schon zum vierten Mal) gewann; und dass sie drittens entspannt nach Aspen fahren kann.
Dort, im US-Bundesstaat Colorado findet vom kommenden Mittwoch an das Weltcup-Finale statt, ein Rennen noch pro Disziplin, Shiffrin wird dort auch die große Kristallkugel in Empfang nehmen. 378 Punkte Vorsprung hat sie auf Abfahrtsweltmeisterin Ilka Stuhec aus Slowenien, das ist praktisch nicht aufzuholen. Shiffrin, die sonst nichts für selbstverständlich nimmt, sagte bereits: „Ich denke, ich kann da hinfahren und die Rennen ein wenig genießen.“
Den Konkurrentinnen dagegen muss spätestens nach diesem Winter angst und bange werden. „Sie kann irgendwann meine Rekorde brechen“, sagte ihre große Mannschaftskollegin Lindsey Vonn zuletzt beinahe ehrfürchtig. Und Mikaela Shiffrin selbst? „Es gibt kein Limit“, antwortete sie zuletzt auf die Frage, wo das noch hinführen solle angesichts ihrer Erfolgsgeschichte mit gerade mal 22 Jahren. „Ich bin immer noch sehr motiviert. Ich will der beste Skifahrer sein, nicht nur der schnellste, der technisch stärkste, am konstantesten.“
Ehrgeiz, Fleiß und die Mama
Was, fragt sich die Szene seit Jahren, ist ihr Geheimnis? Da ist zum einen Mikaela Shiffrins überragendes Talent. Dazu kommen Ehrgeiz und Fleiß sowie in Mama Eileen „der beste Coach, den ich je hatte“. Papa Jeff nennt augenzwinkernd einen weiteren Grund. „Well“, sagt er, „we don’t party much.“Die Familie feiert all die Siege nicht ausgelassen, sie arbeitet lieber. Von kleinen Ausnahmen wie in Squaw Valley mal abgesehen