So teuer kann Parken sein: Kundin soll 6800 Euro bezahlen
Komplett-Ausfall in der Rathaus-Tiefgarage – Weder Kassensystem noch Notruf funktionieren – Polizei hilft 56-Jähriger aus der Patsche
AALEN - Es ist Samstag, kurz nach 17 Uhr. Bei der Polizei geht ein Hilferuf ein. Die Betroffene: Eine Frau, die in der Rathaus-Tiefgarage geparkt hat. Als die 56-Jährige von ihren Einkäufen in der Innenstadt zurückkommt und die Parkgebühr bezahlen will, traut sie ihren Augen kaum: Satte 6800 Euro fordert der Parkscheinautomat von ihr.
Dass die Gebühren in den sanierten Aalener Parkhäusern von den Stadtwerken erhöht worden sind, stößt vielen sauer auf. Dass der Kurzparkertarif allerdings so gestiegen ist, dass eine 56-Jährige in der Rathaus-Tiefgarage gleich 6800 Euro bezahlen muss, wussten weder die Frau, die am Samstag deshalb sogar die Polizei alarmiert hat, noch die Stadtwerke. Bezahlen will die verdutzte Frau diese Gebühr nicht, deshalb bekommt sie auch ihr Ticket nicht zurück. Um aus dem Parkhaus ausfahren zu können, drückt sie vergeblich den Notruf in der Tiefgarage. Keine Reaktion. In ihrer Verzweiflung alarmiert sie die Polizei, die der 56-Jährigen helfen und die Schranke öffnen konnte.
Fehlfunktion im Kassensystem
Doch wie kann so etwas passieren? Eine Nachfrage der „Aalener Nachrichten“bei den Stadtwerken, dem Betreiber der Aalener Parkhäuser, bringt Licht ins Dunkel. So habe es am Samstag zur besagten Zeit eine Fehlfunktion im Kassensystem der Firma Scheidt & Bachmann GmbH mit Sitz in Mönchengladbach gegeben. Da der elektronische Speicher im Coin nach der vorherigen Nutzung nicht gelöscht worden sei und daher die tatsächliche Einfahrtszeit nicht gespeichert werden konnte, habe der Automat den Betrag von 6800 Euro angezeigt. „Die Fehlfunktion wurde an den Hersteller gemeldet, der dies aktuell analysiert“, teilen die Stadtwerke mit.
Aber warum war der TiefgaragenNotruf, der für solche Störungen rund um die Uhr für die Kunden besetzt ist, nicht erreichbar? „Weil eine Störung im Vodafone-Netz vorlag, wodurch der Bereitschaftsdienst etwa 40 Minuten nicht erreichbar war“, antworten die Stadtwerke. Diese hätten den Vorfall am Samstag zum Anlass genommen, den Tiefgaragen-Notruf redundant zu gestalten. „Der Notruf wird seit Montag auch über das TelekomNetz ausgesendet.“Mit der höheren Verfügbarkeit durch zwei unabhängige Mobilfunknetze sollte der Tiefgaragennotruf nun verlässlich funktionieren.
Die Kundin habe richtig reagiert, als sie die Polizei informiert hat. Diese verfüge für solche Fälle über eine Masterkarte für die Parkhäuser. Bei einem technischen Versagen, aber auch bei sonstigen Notfällen seien die Beamten berechtigt, Ausfahrten aus dem Parkhaus zu ermöglichen. „Wir sind gerne Freund und Helfer, aber solch ein Vorfall kommt bei uns eher sehr selten vor“, sagt Holger Bienert, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen.