Form gut, Ergebnisse nicht
Radprofi Marcel Kittel fehlt bei Mailand-Sanremo
NIZZA (dpa) - Der fest eingeplante Tagessieg bei der 75. Fernfahrt ParisNizza ist ausgeblieben, und für einen Start beim ersten Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo am kommenden Samstag ist Radprofi Marcel Kittel nicht vorgesehen. Trotzdem versucht der Topsprinter aus Thüringen der vergangenen Woche im kühlen Frankreich positive Seiten abzugewinnen. „Natürlich bin ich enttäuscht über das Ergebnis“, sagt Kittel. „Aber die Form stimmt. Die Beine sind gut. Ich war bei den schweren ersten Tagen vorne mit dabei“, so der gebürtige Arnstädter, der offenbar an Widerstandsfähigkeit zugelegt hat.
Sein sportlicher Leiter im QuickStep-Team, Ex-Profi Brian Holm, hat das Kraftpaket „in seiner gesamten Karriere noch nie so gut klettern sehen“. Trotzdem ist Marcel Kittel nicht am Start in Mailand, wo viele Sprinter auf ihre Chance lauern. Teammanager Patrick Lefevere gibt seinem Landsmann Tom Boonen in dessen letztem Jahr und dem Kolumbianer Fernando Gaviria den Vorzug. „Nein, die Anstiege ,Cipressa‘ und ,Poggio‘ sind einfach zu viel für Marcel“, rechtfertigt sich Lefevere.
Kittel hat nicht freiwillig verzichtet. Er hängt an der „Classicissima“und war schon betrübt, als ihn sein früherer Rennstall Giant nicht mitnahm. „Die Enttäuschung ist groß. Aber ich kann die Entscheidung verstehen. In Boonen und Gaviria gehen zwei sehr starke Fahrer ins Rennen. Da kann sich die Mannschaft nicht noch auf einen dritten konzentrieren“, sagte der 28-Jährige in Nizza.
Lefevere schonte den in diesem Jahr schon fünfmal erfolgreichen Sprinter dort am Sonntag mit milder Kritik. „Wir waren gekommen, um mit Marcel einen Etappensieg zu holen. Das gelang nicht. Enttäuschung ist aber auch ein großes Wort. In den ersten Tagen gab es schlechtes Wetter. Marcel verlor Energie im Kampf gegen die Windkante. Und als er seine Kraft ausspielen wollte, war er eingebaut“, erklärte der Belgier.
Die kommenden Aufgaben sind für Kittel bis zum Start der Tour de France am 1. Juli in Düsseldorf sehr übersichtlich – auch wenn er bei seiner Aufzählung einige Rennen vergessen haben wird. „Jetzt kommt der Scheldeprijs, dann die Tour. Viel Zeit dazwischen“, sagte Kittel und verzog die Mundwinkel. Im Juli will er wieder der Star sein. Dann muss der neunmalige Tour-Etappensieger und zweifache Träger des Gelben Trikots liefern – und dem Druck standhalten.
Bei Paris-Nizza hat Marcel Kittel eine andere Seite des Rennfahrerlebens ausprobieren können: die als Helfer. Auf den ersten Kilometern der Etappe setzte er sich für den Teamkollegen Julian Alaphilippe ein, der lange die Gesamtwertung anführte. „Das mache ich gerne für Julian, auch weil er und die anderen Mannschaftskollegen mich im Rennen auch unterstützen, wenn es um den Sprint geht.“