Ex-HRE-Chef gibt Peer Steinbrück die Schuld
Verteidiger fordert Freispruch für Georg Funke – Prozess soll mindestens ein halbes Jahr dauern
MÜNCHEN (dpa) - Im Prozess um die mit Steuermitteln gerettete Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) hat der ehemalige Chef Georg Funke zum Prozessauftakt am Montag SPD-Finanzminister Peer Steinbrück die Schuld gegeben. Im September 2009 hatte der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers zur Folge, dass die wechselseitige Kreditvergabe der Banken quasi über Nacht zum Erliegen kam – der HRE ging das Geld aus. „Das war die eigentliche Ursache“, sagte Funkes Verteidiger Wolfgang Kreuzer vor Beginn der Verhandlung. „Ganz entscheidend war am Ende Herr Steinbrück mit der sehr unbedachten Bemerkung, die Bank müsse abgewickelt werden.“Funke selbst will sich am Dienstag äußern.
Für Deutschlands Steuerzahler war die HRE der teuerste Schadenfall der Krise. Die Bankengruppe wurde mit knapp zehn Milliarden Euro vom Bund plus Staatsbürgschaften über weitere 124 Milliarden vor dem Kollaps gerettet.
Der Verteidiger will für einen Freispruch für Funke kämpfen, mögliche Höchststrafe sind drei Jahre Gefängnis. Ex-Finanzchef Fell steht zudem wegen mutmaßlicher Marktmanipulation vor Gericht. Er wies die Vorwürfe der Anklage zurück. „Von einem Verschweigen oder Verschweigen wollen kann keine Rede sein“, sagte der Ex-Bankier. Der Prozess wird voraussichtlich mindestens ein halbes Jahr dauern, es wurden bereits Prozesstage bis in den Herbst terminiert. Laut Staatsanwaltschaft war dem Bankvorstand die bedrohliche Lage früh klar. Demnach forderte die mit der Prüfung des Jahresabschlusses beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im März 2008 einen „Liquiditäts-Katastrophenplan“. Im wenig später veröffentlichten Geschäftsbericht stellten Funke und Kollegen die Lage jedoch als „stabil“dar.