Steil-Geh-Tour mit reichlich Konfetti
„Das Lumpenpack“liefert tiefschürfende Erkenntnisse und gute Unterhaltung
HÜTTLINGEN (vo) - Sie tragen (fast) hautenge Thrombosehosen, sind laut eigenem Bekunden für Hanni und Nanni viel zu männlich und geben eine Menge – aber durchaus amüsanten – Nonsens von sich: „Das Lumpenpack“. Beim Kleinkunstfrühling im ausverkauften Hüttlinger Forum bestechen Max Kennel und Jonas Meyer bei ihren vielfach eingestreuten Gags zwar durch ausgefeilte und gereimte vierfüßige Jamben und behaupten, aus der Landeshauptstadt zu kommen, doch kaum ein Stuttgarter würde die „Kehrwoche“in so astreinem Hochdeutsch zitieren, geschweige denn sich über eine solche allwöchentliche und urschwäbische Institution überhaupt erdreisten, lustig zu machen.
Dann behaupten die beiden Mittzwanziger doch tatsächlich, auf einem Dorf wie Hüttlingen aufgewachsen zu sein. Ist denn Hüttlingen ein Dorf, dazu noch eines mit „kleinem Horizont“? Passt das zu einem vollbesetzten Haus, wo doch manchmal – Originalton „Lumpenpack“– als Gage ihnen Freibier gereicht hätte? Auf jeden Fall garnieren sie ihre Songs bei ihrer Steil-Geh-Tour mit reichlich Konfetti, ziehen sich gegenseitig durch den Kakao und haben einmal sogar ein Angebot von Stefan Raab abgelehnt, was von innerlicher Größe zeugt.
Ansonsten scheinen sie Heilpraktikern gegenüber nicht abgeneigt zu sein, weil die nach abgelegter Prüfung eine „Homöoparty“veranstalten. Außerdem haben sie eine Schwäche für Faultiere, die als menschliche Wesen sicherlich ein Studentenleben führen würden. Die sympathischen, spitzbübigen Jungs mit Hang zum Muh-Abstimmungsverhalten haben mit ihrem gelungenen Auftritt drei Siebtel des Kleinkunstfrühlings abgeschlossen. Am 7. April gibt Andreas Reber im Bürgersaal mit „Amen“als Nächster seine Visitenkarte ab.