Kirchheim arrangiert sich mit dem Biber
Gemeinde kauft Landwirtschaftsflächen am Riedgraben und wertet sie ökologisch auf
KIRCHHEIM - Was andernorts häufig für ein tiefes Zerwürfnis aller Beteiligten sorgt, wird in Kirchheim und Benzenzimmern sehr pragmatisch und weitsichtig gelöst. Die Problematik: Der Biber hat sich entlang des Riedgrabens zwischen Dirgenheim und Benzenzimmern angesiedelt und begonnen seine Umwelt zu gestalten – mit all seinen negativen Auswirkungen für die ufernahen Landwirtschaftsflächen.
Bereits vor der Einrichtung des Biberlehrpfades hat daher die Gemeinde gefährdete Flächen erworben. Diese Gewässerrandstreifen müssen nun erweitert werden. Die betroffenen Grundstückseigentüren. mer zeigten sich entgegenkommend, sodass die Gemeinde die vier Grundstücke unbürokratisch für einen „angemessenen“Preis aus Mitteln der Wasserwirtschaftsförderung erwerben konnte, hieß es in der Sitzung des Gemeinderats.
Benzenzimmerns Ortsvorsteherin Ilse Weber und Bürgermeister Willi Feige bedankten sich ausdrücklich für das Verhalten der Bürger. Einzige Auflage der Verkäufer war die Anlage eines offenen Grabens zur Verbesserung der Drainage der noch bewirtschafteten Flächen. Nun sollen die von der Gemeinde erworbenen Flächen aus der landwirtschaftlichen Ackerproduktion genommen werden und als Fettwiesen eine ökologische Aufwertung erfah- Positiver Nebeneffekt dieser Maßnahme ist eine dicke Gutschrift auf das Ökokonto der Gemeinde Kirchheim in Höhe von etwa 150 000 Ökopunkten. Diese Ökopunkte könnten auf einer Börse gehandelt und verkauft oder für spätere Maßnahmen angespart werden.
Kritik: Wertvoller Ackerboden der Produktion entnommen
In der Diskussion im Gemeinderat fühlte sich allerdings Ortschaftsrat Matthias Heumader übergangen und schlecht informiert. Er hinterfragte die Kosten des Aktion. Auch Dirgenheims Ortsvorsteher Peter Strobel merkte an, dass es im Vorfeld keine Informationen über die geplante Nutzungsänderung gegeben habe. Aus landwirtschaftlicher Sicht gaben Johannes Strauß und Kurt Götz zu bedenken, dass hier bester Ackerboden der Produktion entnommen werde.
Dennoch waren sich alle Räte über den ökologischen Nutzen einig. So soll das Büro Weiß und Weiß aus Kirchheim mit der Feinabstimmung beauftragt werden. Mario Hofelich erklärte sich bereit, die Flächen zu pflegen.
Nachdem der Ortschaftsrat Benzenzimmern der Maßnahme aus ökologischen, wirtschaftlichen und strukturellen Gründen bereits mit vier zu zwei Stimmen zugestimmt hatte, schloss sich der Gemeinderat dieser Entscheidung mit elf zu zwei Stimmen an.