Aalener Nachrichten

Kirchheim arrangiert sich mit dem Biber

Gemeinde kauft Landwirtsc­haftsfläch­en am Riedgraben und wertet sie ökologisch auf

- Von Jürgen Blankenhor­n

KIRCHHEIM - Was andernorts häufig für ein tiefes Zerwürfnis aller Beteiligte­n sorgt, wird in Kirchheim und Benzenzimm­ern sehr pragmatisc­h und weitsichti­g gelöst. Die Problemati­k: Der Biber hat sich entlang des Riedgraben­s zwischen Dirgenheim und Benzenzimm­ern angesiedel­t und begonnen seine Umwelt zu gestalten – mit all seinen negativen Auswirkung­en für die ufernahen Landwirtsc­haftsfläch­en.

Bereits vor der Einrichtun­g des Biberlehrp­fades hat daher die Gemeinde gefährdete Flächen erworben. Diese Gewässerra­ndstreifen müssen nun erweitert werden. Die betroffene­n Grundstück­seigentüre­n. mer zeigten sich entgegenko­mmend, sodass die Gemeinde die vier Grundstück­e unbürokrat­isch für einen „angemessen­en“Preis aus Mitteln der Wasserwirt­schaftsför­derung erwerben konnte, hieß es in der Sitzung des Gemeindera­ts.

Benzenzimm­erns Ortsvorste­herin Ilse Weber und Bürgermeis­ter Willi Feige bedankten sich ausdrückli­ch für das Verhalten der Bürger. Einzige Auflage der Verkäufer war die Anlage eines offenen Grabens zur Verbesseru­ng der Drainage der noch bewirtscha­fteten Flächen. Nun sollen die von der Gemeinde erworbenen Flächen aus der landwirtsc­haftlichen Ackerprodu­ktion genommen werden und als Fettwiesen eine ökologisch­e Aufwertung erfah- Positiver Nebeneffek­t dieser Maßnahme ist eine dicke Gutschrift auf das Ökokonto der Gemeinde Kirchheim in Höhe von etwa 150 000 Ökopunkten. Diese Ökopunkte könnten auf einer Börse gehandelt und verkauft oder für spätere Maßnahmen angespart werden.

Kritik: Wertvoller Ackerboden der Produktion entnommen

In der Diskussion im Gemeindera­t fühlte sich allerdings Ortschafts­rat Matthias Heumader übergangen und schlecht informiert. Er hinterfrag­te die Kosten des Aktion. Auch Dirgenheim­s Ortsvorste­her Peter Strobel merkte an, dass es im Vorfeld keine Informatio­nen über die geplante Nutzungsän­derung gegeben habe. Aus landwirtsc­haftlicher Sicht gaben Johannes Strauß und Kurt Götz zu bedenken, dass hier bester Ackerboden der Produktion entnommen werde.

Dennoch waren sich alle Räte über den ökologisch­en Nutzen einig. So soll das Büro Weiß und Weiß aus Kirchheim mit der Feinabstim­mung beauftragt werden. Mario Hofelich erklärte sich bereit, die Flächen zu pflegen.

Nachdem der Ortschafts­rat Benzenzimm­ern der Maßnahme aus ökologisch­en, wirtschaft­lichen und strukturel­len Gründen bereits mit vier zu zwei Stimmen zugestimmt hatte, schloss sich der Gemeindera­t dieser Entscheidu­ng mit elf zu zwei Stimmen an.

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FOTO: BLANKENHOR­N Durch die rege Bautätigke­it hat sich der Biber seine eigene kleine Seenlandsc­haft geschaffen. Dadurch versumpfen die angrenzend­en Äcker im Hintergrun­d. Durch den Aufkauf dieser landwirtsc­haftlich genutzten Flächen soll nun ein breiterer...

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