Urteil ist eine Zäsur für die Forstwirtschaft
Staatssekretärin Gurr-Hirsch bei der Generalversammlung der Realgenossenschaft Oberkochen
OBERKOCHEN - Gute Nachrichten für die 153 Mitglieder der Realgenossenschaft Oberkochen: Bei Einnahmen von 404 747 Euro hat der private Forstbetrieb im vergangenen Jahr ein positives Betriebsergebnis von 76 932 Euro erwirtschaftet. An die Anteilseigner werden pro Realrecht 1000 Euro ausgeschüttet. Diese Zahlen hat Vorsitzender Bruno Balle bei der Generalversammlung im „Pflug“genannt.
Er äußerte sich zufrieden mit der wirtschaftlichen Entwicklung des 906 Hektar großen Realwaldes. Man habe im vergangenen Jahr insgesamt 5260 Festmeter Holz eingeschlagen, davon entfielen auf Laubholz 3351 Festmeter und auf Nadelholz 1909 Festmeter. Der durchschnittliche Erlös pro Festmeter betrug wie im Vorjahr 67,71 Euro.
Urteil bereitet große Sorgen
„Der Wald dient dem wirtschaftlichen Nutzen der Eigentümer, aber auch der Erholung der Menschen und dem Klimaschutz. Er ist ein gesellschaftlich wertvolles Gut“, betonte Balle. Im Realwald in Oberkochen habe man auf einer Fläche von 7,3 Hektar Pflegemaßnahmen durchgeführt und 3200 Pflanzen neu gesetzt. Um die drohende Bodenversäuerung zu stoppen, sei auf einer Fläche von 80 Hektar eine Verkalkung vorgenommen worden.
Große Sorge bereitet Balle die Entwicklung im Zusammenhang mit dem Kartellrechtsverfahren, das die Einheitsreviere infrage stelle. Das Oberlandesgericht Düsseldorf habe in einem Urteil bestätigt, dass staatlich angestellte Förster sich nicht mehr am Verkauf von Holz im Privatwald beteiligen dürfen. Auch andere Tätigkeiten dürften sie nicht mehr für den Privatwald ausführen. Das Land Baden-Württemberg habe gegen dieses Urteil beim Bundesgerichtshof Rechtsbeschwerde eingelegt. „Wir sind in diesem Fall in einem Boot mit dem Land“, unterstrich Balle.
353 226 Euro Forsterzeugnisse
Rechner Willi Grupp erläuterte die Details der Jahresrechnung 2015/ 2016. Größter Einnahmeposten war der Verkauf von Forsterzeugnissen mit 353 226 Euro, dem stehen Ausgaben für die Holzernte in Höhe von 174 512 Euro gegenüber. Die Verwaltungskosten schlugen mit 69 240 Euro zu Buche und für Kulturen wurden 29 954 ausgegeben. Aus dem Gewinn von 76 932 Euro und aus den Rücklagen werden insgesamt 88 000 Euro an die Mitglieder ausgeschüttet. Der Haushaltsplan für das Wirtschaftsjahr 2016/2017 sieht aufgrund fallender Holzpreise nur noch einen Gewinn von 51 000 Euro vor. Kassenprüfer Ludwig Abele bestätigte eine einwandfreie Kassenführung.
Bruno Balle ist seit 48 Jahren Vorsitzender der Realgenossenschaft Oberkochen. Bei den Neuwahlen wurde er bei lediglich einer Enthaltung für weitere sechs Jahre in dieses Amt gewählt.
Betriebsleiterin Gisela Landgraf und Revierleiter Reinhold Vogel informierten über interessante Details des Realwaldes. So war unter anderem zu erfahren, dass 62 Prozent des Bestandes Buchen und 20 Prozent Fichten sind.
„Das Kartellrechtsverfahren und das Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf bedeuten eine Zäsur für die Forstwirtschaft“, sagte Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Das Land schließe sich dem in keinster Weise an und habe Beschwerde beim Bundesgerichtshof eingelegt. Im Kern sei es durch das Urteil dem Land verboten, die Vermarktung von Holz aus privaten und kommunalen Betrieben vorzunehmen. Personen, die in einem Dienstverhältnis zur Landesforstverwaltung stehen, sei es untersagt, Holz auszuzeichnen und zu fakturieren. Dies bedeute eine erhebliche Neuorganisation. Die Staatssekretärin unterstrich, dass sich das Land weiterhin um alle Waldbesitzer kümmere. Es werde keine „weißen Flecken“in der Betreuungslandschaft geben. Die Landesregierung sei in konstruktiven Dialogen, um zu kartellrechtssicheren Verhältnissen zu kommen.