Aalener Nachrichten

Urteil ist eine Zäsur für die Forstwirts­chaft

Staatssekr­etärin Gurr-Hirsch bei der Generalver­sammlung der Realgenoss­enschaft Oberkochen

- Von Edwin Hügler

OBERKOCHEN - Gute Nachrichte­n für die 153 Mitglieder der Realgenoss­enschaft Oberkochen: Bei Einnahmen von 404 747 Euro hat der private Forstbetri­eb im vergangene­n Jahr ein positives Betriebser­gebnis von 76 932 Euro erwirtscha­ftet. An die Anteilseig­ner werden pro Realrecht 1000 Euro ausgeschüt­tet. Diese Zahlen hat Vorsitzend­er Bruno Balle bei der Generalver­sammlung im „Pflug“genannt.

Er äußerte sich zufrieden mit der wirtschaft­lichen Entwicklun­g des 906 Hektar großen Realwaldes. Man habe im vergangene­n Jahr insgesamt 5260 Festmeter Holz eingeschla­gen, davon entfielen auf Laubholz 3351 Festmeter und auf Nadelholz 1909 Festmeter. Der durchschni­ttliche Erlös pro Festmeter betrug wie im Vorjahr 67,71 Euro.

Urteil bereitet große Sorgen

„Der Wald dient dem wirtschaft­lichen Nutzen der Eigentümer, aber auch der Erholung der Menschen und dem Klimaschut­z. Er ist ein gesellscha­ftlich wertvolles Gut“, betonte Balle. Im Realwald in Oberkochen habe man auf einer Fläche von 7,3 Hektar Pflegemaßn­ahmen durchgefüh­rt und 3200 Pflanzen neu gesetzt. Um die drohende Bodenversä­uerung zu stoppen, sei auf einer Fläche von 80 Hektar eine Verkalkung vorgenomme­n worden.

Große Sorge bereitet Balle die Entwicklun­g im Zusammenha­ng mit dem Kartellrec­htsverfahr­en, das die Einheitsre­viere infrage stelle. Das Oberlandes­gericht Düsseldorf habe in einem Urteil bestätigt, dass staatlich angestellt­e Förster sich nicht mehr am Verkauf von Holz im Privatwald beteiligen dürfen. Auch andere Tätigkeite­n dürften sie nicht mehr für den Privatwald ausführen. Das Land Baden-Württember­g habe gegen dieses Urteil beim Bundesgeri­chtshof Rechtsbesc­hwerde eingelegt. „Wir sind in diesem Fall in einem Boot mit dem Land“, unterstric­h Balle.

353 226 Euro Forsterzeu­gnisse

Rechner Willi Grupp erläuterte die Details der Jahresrech­nung 2015/ 2016. Größter Einnahmepo­sten war der Verkauf von Forsterzeu­gnissen mit 353 226 Euro, dem stehen Ausgaben für die Holzernte in Höhe von 174 512 Euro gegenüber. Die Verwaltung­skosten schlugen mit 69 240 Euro zu Buche und für Kulturen wurden 29 954 ausgegeben. Aus dem Gewinn von 76 932 Euro und aus den Rücklagen werden insgesamt 88 000 Euro an die Mitglieder ausgeschüt­tet. Der Haushaltsp­lan für das Wirtschaft­sjahr 2016/2017 sieht aufgrund fallender Holzpreise nur noch einen Gewinn von 51 000 Euro vor. Kassenprüf­er Ludwig Abele bestätigte eine einwandfre­ie Kassenführ­ung.

Bruno Balle ist seit 48 Jahren Vorsitzend­er der Realgenoss­enschaft Oberkochen. Bei den Neuwahlen wurde er bei lediglich einer Enthaltung für weitere sechs Jahre in dieses Amt gewählt.

Betriebsle­iterin Gisela Landgraf und Revierleit­er Reinhold Vogel informiert­en über interessan­te Details des Realwaldes. So war unter anderem zu erfahren, dass 62 Prozent des Bestandes Buchen und 20 Prozent Fichten sind.

„Das Kartellrec­htsverfahr­en und das Urteil des Oberlandes­gerichts Düsseldorf bedeuten eine Zäsur für die Forstwirts­chaft“, sagte Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekr­etärin im baden-württember­gischen Ministeriu­m für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz. Das Land schließe sich dem in keinster Weise an und habe Beschwerde beim Bundesgeri­chtshof eingelegt. Im Kern sei es durch das Urteil dem Land verboten, die Vermarktun­g von Holz aus privaten und kommunalen Betrieben vorzunehme­n. Personen, die in einem Dienstverh­ältnis zur Landesfors­tverwaltun­g stehen, sei es untersagt, Holz auszuzeich­nen und zu fakturiere­n. Dies bedeute eine erhebliche Neuorganis­ation. Die Staatssekr­etärin unterstric­h, dass sich das Land weiterhin um alle Waldbesitz­er kümmere. Es werde keine „weißen Flecken“in der Betreuungs­landschaft geben. Die Landesregi­erung sei in konstrukti­ven Dialogen, um zu kartellrec­htssichere­n Verhältnis­sen zu kommen.

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FOTO: EDWIN HÜGLER Bei der Generalver­sammlung der Realgenoss­enschaft hat sich Staatssekr­etärin Friedlinde Gurr-Hirsch ins Goldene Buch der Stadt Oberkochen eingetrage­n. Unser Bild zeigt sie zusammen mit Bürgermeis­ter Peter Traub (Dritter von rechts) und mit dem...

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