Singende Gemeinschaft wird 190 Jahre alt
Kirchenchor Sankt Peter und Paul Oberkochen als Wegbereiter für Städtepartnerschaft
OBERKOCHEN - Seit 190 Jahren singt der Katholische Kirchenchor Oberkochen zur Ehre Gottes, gestaltet die Liturgie und ist auch sonst präsent in der Stadt. In den vielen Jahren ist es dem Kirchenchor Sankt Peter und Paul gelungen, gute Sängerinnen und Sänger zu begeistern, durch eine starke Gemeinschaft die Stammsänger zu halten und immer wieder neue Stimmen dazuzugewinnen. Auch bei der Städtepartnerschaft mit Montebelluna kam ihm eine große Bedeutung zu – er war der Vorreiter dieser Freundschaft. Am Samstag, 29.April, gibt es ab 19 Uhr in der Pfarrkirche Sankt Peter und Paul das Jubiläumskonzert „Näher dem Einen“.
Die 190 Jahre sind zum einen Anlass für dieses aufwendige Konzert, für das seit Langem geübt wird. Es gibt aber noch ein weiteres, kleineres Jubiläum: Die erste Chorreise ins Veneto nach Montebelluna wurde an Pfingsten 1987, also vor 30 Jahren, unternommen. Der damalige Chorleiter Fritz Hägele hatte mit seinen Aalener Sängerknaben schon sehr früh Kontakte zu anderen europäischen Chören hergestellt. Ziel war auch die Völkerverständigung. Die Chorpartnerschaft mit dem Domchor von Montebelluna wurde gut gefestigt, ein weiterer Akt war dann die Besiegelung der Städtepartnerschaft zwischen Oberkochen und Montebelluna im Jahr 1992, also vor 25 Jahren.
In die Gegenwart: Gerade proben die Sänger im Rupert-Mayer-Haus für ihr großes Jubiläumskonzert „Näher dem Einen“. Alle vier, fünf Jahre gibt der Chor so ein großes Konzert. Bei der Literaturauswahl werden ziemlich dicke Bretter gebohrt. Wie das „Gloria“beispielsweise. 2010 hat Karl Jenkins dieses großartige geistliche Chorwerk geschrieben. „Nun danket alle Gott“von Johann Sebastian Bach klingt für den Laien zunächst gar nicht so anspruchsvoll – „ aber es ist sehr schwer“, erklärt der Vorsitzende Klaus Müller, bevor er sich bei den Sängern einreiht. Beziehungsweise bei den Sängerinnen. Denn im rund 50-köpfigen Chor sind die Damen zahlenmäßig dominant, das wird aber von den sechs Tenören und fünf Bässen kompensiert.
Das „Lauda Sion“von Felix Mendelssohn Bartholdy verkörpert und intoniert das Zentrum des Glaubens, das „Eine“und den „Einen“, auf den alles ausgerichtet ist, Christus der Retter, der Anführer, der Hirte, der in Hymnen und Liedern zu loben ist. Im „Gloria“des zeitgenössischen Komponisten Karl Jenkins werden Sprechertexte aus anderen Religionen, die den einen Gott verehren, zwischen die musikalischen Teile eingeflochten.
Die Probe ist eine Mischung aus konsequentem Üben der anspruchsvollen Literatur und auch lockeren, humorvollen Elementen. Dirigent Joachim Hug ist Autodidakt und legt viel Wert auf die gesangliche Qualität. „Wir haben einen hohen musikalischen Anspruch“, sagt er, „wenn wir singen, muss das überzeugend und authentisch sein, unsere Musik muss zum Anlass passen, sie muss ein Motiv haben“. Diesen hohen Anspruch an den Chor hört man auch ganz deutlich bei der Probe.
Zahlreiche neue Sänger kamen in den vergangenen Jahren dazu
Was auch auffällt: Die Chormitglieder sind zwischen 30 und 90 Jahre alt, in den vergangenen Jahren sind zwei Drittel neue Sänger dazugekommen. Die „Neuen“werden schnell integriert, den Älteren hilft man bei den Noten, wenn die Augen nicht mehr so ganz mitmachen. Das macht den Chor auch zu einer so tollen Gemeinschaft, wie sie Chorleiter, der Vorsitzende und der Pressewart Josef Distl und alle anderen Chormitglieder so schätzen.