Polizist muss erneut aussagen
Fahrraddiebstähle: Jugendschöffengericht vertagt sich erneut – Fortsetzung am 5. Mai
ELLWANGEN - Zwei junge Männer im Alter von 23 und 21 Jahren sind angeklagt, zwischen 2014 und 2016 in Aalen bandenmäßig Hunderte Fahrräder gestohlen und in ihrer rumänischen Heimat gewinnbringend verscherbelt zu haben. Am 12. April standen sie zum ersten Mal vor dem Jugendschöffengericht (wir haben berichtet). Auch am zweiten Verhandlungstag am Dienstag kam das Gericht nicht zu einem Urteil.
Nach vier Stunden vertagte Jugendrichterin Dorothea Keck die Verhandlung erneut. Weitere Zeugen sollen gehört werden. Die beiden abgeurteilten Mittäter, die aus Rumänien vorgeladen waren, blieben dem Ellwanger Amtsgericht unentschuldigt fern. Ihr Aufenthalt ist unbekannt.
Die Pflichtverteidigerinnen machten erneut geltend, es habe während der polizeilichen Vernehmungen ihrer Mandanten im Aalener Polizeirevier am 21. Oktober 2016 und in der Untersuchungshaft am 24. Januar 2017 Verstöße gegen die Belehrungspflicht gegeben. Nach Unterbrechung der Vernehmungen seien sie nicht erneut über ihre Rechte belehrt worden. Außerdem habe man ihnen trotz des ausdrücklichen Wunsches, einen Anwalt anzurufen, keine Möglichkeit dazu gegeben. Deshalb dürften die Vernehmungsprotokolle vor Gericht nicht verwendet werden. Das ist insofern wichtig, als der 23jährige Angeklagte bei der Polizei Fahrraddiebstahl im großen Stil gestanden hatte. Ihm wird vorgeworfen, im Oktober 2016 in Aalen mindestens 60 hochwertige Cross- und Mountainbikes geklaut zu haben.
Die dazu vernommenen Polizeibeamten erklärten, sich keiner Verstöße bewusst zu sein. Sie hätten weder Druck auf die Beschuldigten ausgeübt noch sie beeinflusst. Der Ältere, der als mutmaßlicher Drahtzieher gilt, habe gestanden, nachdem er erfahren hatte, dass seine Lebensgefährtin gegen ihn ausgesagt hatte. Die Diebe hätten, so die Beamten, die gestohlenen Räder im Aalener Industriegebiet West gesammelt und sie in einem Fahrzeug mit bulgarischem Kennzeichen weiter transportiert. In Rumänien seien sie auf Flohmärkten verschachert worden. Nach Festnahme der auf frischer Tat ertappten Diebe riss die Serie abrupt ab.
Beide Angeklagte sind mehrfach vorbestraft. Der 21-Jährige war mehrere Monate in Haft wegen Diebstahls, Urkundenfälschung, Sachbeschädigung und Wohnungseinbruch. Er gab an, sich seit 2014 in Deutschland mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser gehalten zu haben. „Meine Familie verzeiht mir“, sagte er. Sein Komplize, der nach eigenen Angaben nie eine Schule besucht hat, erklärte mithilfe eines Dolmetschers: „Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken.“Beide gelobten Besserung. Die Frage der Richterin, warum frühere Verfahren sie nicht zur Einsicht gebracht hätten, blieb unbeantwortet.
Am 5. Mai wird die Verhandlung fortgesetzt. Die Schriftführerin des Aalener Polizeireviers, die die Vernehmungen protokollierte, soll als Zeugin gehört werden. Ein Aalener Polizeibeamter soll ein zweites Mal zum Ablauf der Vernehmungen aussagen.