Luther überstrahlt die Kreuzgangspiele
Beim „Festspielfrühling“macht das Theater den Besuchern Lust auf den Sommer
FEUCHTWANGEN - Locker und gelöst, mit Leidenschaft und einer gehörigen Portion hintersinnigem Humor und Theaterwissen haben die Schauspieler Atischeh Hannah Braun und Gerd Lukas Storzer und Intendant Johannes Kaetzler beim „Festspielfrühling“im Fränkischen Museum den Besuchern Lust auf die Feuchtwanger Kreuzgangspiele gemacht. Am 15. Juni feiert das zentrale Stück „Luther“Premiere.
Die „Suche nach der Wahrheit“scheint zu elektrisieren, denn Herbert Lindörfer, Bezirksrat und Vorsitzender des Fördervereins der Kreuzgangspiele, sprach in der Begrüßung von „überwältigenden Vorverkaufszahlen“. Die Skepsis, „ob schon zu viel Luther“, sei entkräftet. Im Gegenteil – aktuell wurden über 22 000 Karten schon verkauft und „Luther“von Regisseur Yves Jansen und Bühnenbild von Hans Winkler führt das „Ranking“der drei Hauptstücke an.
Kaetzler: Dramaturgie ist bei Jürgen Apel in besten Händen
Ein großes Glück war es laut Intendant Kaetzler, die Rechte für eine Bühnenfassung zum 2003 ausgestrahlten Film zu erhalten. Sein Bild von Luther wurde für Kaetzler, selbst lutherisch erzogen, durch diesen Film geprägt und habe viele Klischees zerstört. Herausforderung war die Dramaturgie, und die liegt laut Kaetzler bei Jürgen Apel in den besten Händen.
„Gefreut“habe sich Kaetzler über die Zusage von Thomas Hupfer für die Hauptrolle. Etliche Sequenzen aus dem Luther-Stück brachten die beiden Schauspieler zu Gehör, auch den wohl berühmtesten Satz „hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir“. Damit sollte das Stück ursprünglich enden. Dagegen habe aber Kaetzler interveniert. Er wollte die Auswirkungen aufzeigen und das ältere Ehepaar Luther, Stärke und Mut von Ehefrau Katharina von Bora. Damit schließt sich der Kreis hinein in die Geschichte, die heute noch lebt und wirkt. Die Premiere von Luther findet am 15. Juni statt.
Das zweite beim „Festspielfrühling“intensiv betrachtete Stück hat Premiere am 8. Juni: „Kiss me Kate“. Im Duett mit Gerd Lukas Storzer, dem letztjährigen Gewinner des Kreuzgangpreises der Fränkischen Landeszeitung, präsentierte die charmante Atischeh Hannah Braun Textpassagen und dieses Schauspielfeuer zeigte sie auch schon bei ihrem achtjährigen Theatergastspiel in Ansbach unter Gründungsintendant Jürgen Eick. Begonnen wurde die Rezitation mit einem Blick des großen Theaterregisseurs Max Reinhardt auf das Wesen der Schauspielerei.
Grundlage von „Kiss me Kate“ist die musikalische Theateraufführung von Shakespeares „Widerspenstiger Zähmung“und in den Hauptrollen ein Ex-Ehepaar, bei denen es noch immer mächtig knistert. Herausgekommen ist eine turbulente Komödie, in die die beiden Schauspieler durch eine erfrischende Szene den Besuchern einen Fensterblick eröffneten.
Eine siebenköpfige Live-Band unter Leitung von Bernd Meyer wird die grandiose Musik Cole Porters im Kreuzgang erklingen lassen. Theater sei für Intendant Kaetzler die Kunst des Augenblicks – und davon erhielten die Besucher der Kreuzgangspiele in diesem Jahr eine Fülle.
Auch bei den Kinder- und Jugendstücken „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, bei „Tschick“und „der Prinzessin auf der Erbse“. Die Besucher erwartet laut Kaetzler die größte Spielzeit aller Zeiten, mit 29 Schauspielern im Kreuzgang und mit den weiteren Spielstätten im Nixel-Garten, Fränkischem Museum, Kirchplatz oder Johanniskirche über 60 Schauspielern und alle Stücke verbindet die Suche nach der Wahrheit, einem Grundbedürfnis der Menschen, so der Intendant. Er dankte abschließend den beiden Schauspielern für ihre leidenschaftlichen Darbietungen, dem Förderverein mit Herbert Lindörfer an der Spitze und allen Unterstützern.