Verlieren verboten
Augsburg setzt im Abstiegskampf auf den Zusammenhalt, der HSV aufs Starkreden
AUGSBURG (SID/dpa) - Im Abstiegskampf helfen manchmal auch kleine Symbole. Für den FC Augsburg steht am Sonntag (15.30/Sky) eines der wichtigeren Spiele der vergangenen Jahre an. Gegner ist schließlich ein Tabellennachbar. Ein Sieg gegen den derzeit um einen Platz und einen Punkt besser platzierten Hamburger SV – und Augsburg würde den Relegationsplatz verlassen. Extra für das Spiel werden die Fuggerstädter mit einem neuen Trikot ausgestattet. „Augsburg hält zusammen“wird auf den Leibchen von Halil Altintop und Co. stehen. Das Versicherungsunternehmen WWK, der eigentliche Brustsponsor des Clubs aus Bayerisch-Schwaben, macht im Abstiegskampf seine Werbefläche frei. „Wenn es auf den Trikots steht, dass wir alle zusammenhalten, hilft es uns vielleicht“, sagte Trainer Manuel Baum (37).
Löw glaubt an HSV-Rettung
Nach einem wochenlangen Abwärtstrend haben die Augsburger das Duell zu ihrem ersten Endspiel in der Bundesliga ausgerufen. Verlieren ist verboten für sie. „Wir haben die Möglichkeit, am HSV vorbeizuziehen und in einen Flow reinzukommen. Das ist das Ziel“, sagte Baum. „Wir sollten es angehen wie ein Finale, das wir unbedingt gewinnen wollen“, sagte Kapitän Paul Verhaegh. Abwehrspieler Jeffrey Gouweleeuw forderte: „Wir müssen Vertrauen haben in unsere Mannschaft.“Schönen Fußball versprach Baum nicht. „Mit Sicherheit wird das ein Kampfspiel. Wir wollen eklig agieren.“Anders als zuletzt etwa beim 1:3 in Frankfurt nach eigener Führung will Baum von seinen Schützlingen Konzentration und Einsatz über die gesamte Spielzeit sehen. „Wir wollen dem Gegner von der ersten Minute an mitgeben, dass es bei uns nichts zu holen gibt. Das A und O ist, dass wir uns reinkämpfen“, forderte der Coach.
Helfen könnte Augsburg, dass sich die Personallage entspannt. Alfred Finnbogason und Dominik Kohr kehren nach ihren Sperren zurück, auch Jeffrey Gouweleeuw steht wieder bereit. „Wir dürfen keine Angst haben“, sagte der Defensivspieler. Ob Raul Bobadilla, zuletzt mit Wadenproblemen außer Gefecht, wieder mitwirken kann, ist noch offen. „Wir müssen schauen, wie die Wade hält. Wenn sie hält, ist er eine Option“, so Baum. Sollte der stets für die wichtigen Tore zuständige Stürmer Schmerzen haben, werde kein Risiko eingegangen.
Verlieren ist aber auch für den HSV verboten am Sonntag. Auf die dritte Teilnahme an der Relegation nach 2014 (gegen Greuther Fürth) und 2015 (gegen den KSC) haben die Hamburger nämlich eher weniger Lust – auch wenn sie die beiden letzten echten Abstiegsfinals jeweils für sich entscheiden konnten. Trainer Markus Gisdol entschied sich vor dem Spiel in Augsburg, sein zuletzt wieder schwächelnde Team bewusst starkzureden. „Die Mannschaft ist topfit, daher bin ich mir sicher, dass wir stabil durch die nächsten Spiele gehen werden. Uns überläuft keine Mannschaft über 90 Minuten hinweg – das schafft niemand“, behauptete Gisdol. Und weiter: „Alle wissen, um was es geht. Jeder will das Ding am Sonntag umreißen.“
Bundestrainer Joachim Löw machte derweil den Hanseaten Mut. „Der HSV wird es auch in diesem Jahr schaffen, sich zu retten. Vielleicht auch über die Relegation, da haben sie ja eine gewisse Erfahrung“, sagte er am Rande einer Buchpräsentation in Hamburg mit einem Augenzwinkern. Eventuell bringt ja auch der Schiedsrichter wieder Glück. Für das Duell in Augsburg wurde von der DFL Manuel Gräfe eingeteilt. Der Berliner war 2015 auch Referee beim Relegationskrimi in Karlsruhe – damals sprach er dem HSV einen umstrittenen Freistoß zu, den Marcelo Diaz zum 1:1 nutzte.
Diaz spielt längst bei Celta Vigo, und auch auf seine etatmäßigen ersten zwei Torhüter muss Gisdol am Sonntag verzichten. Ex-Nationalkeeper René Adler fehlt nach einem Rippenbruch, Vertreter Christian Mathenia wegen einer Knieprellung. So kommt zum zweiten Mal Regionalliga-Keeper Tom Mickel zum Zug. „Wir haben beim Essen zusammengesessen, da habe ich ihm gesagt: ,Gut, dass wir dich in der Hinterhand haben#“, berichtete Gisdol über die aufmunternden Worte an den 28Jährigen, der am letzten Spieltag der Vorsaison seine Feuertaufe hatte – bei einem 3:1 in Augsburg.
Hitz – Verhaegh, Gouweleeuw, Hinteregger, Stafylidis – Kohr, Baier – Schmid, Altintop, Ji – Finnbogason. – Mickel – Diekmeier, Papadopoulos, Mavraj, Douglas Santos – Sakai, Jung – Hunt, Holtby, Ostrzolek – Wood..