Europa muss Diplomatie beweisen
Viel fehlt nicht mehr, bis sich der „Kalte Krieg“zwischen dem sunnitisch-wahhabitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran zu einer militärischen Schlacht zwischen den beiden Regionalmächten entwickelt.
Für Teheran ist der IS ein Geschöpf der Saudis. Auch wenn die Terrormiliz nicht direkt von Riad unterstützt wird, befinden sich die ideologischen Wurzeln der Dschihadisten in dem Wüstenkönigreich. Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass der saudische Grossmufti al Scheikh Schiiten als Abtrünnige vom wahren Glauben bezeichnete – und mit diesem Verdikt deren Tötung legitimierte.
Im Westen wurde dies kaum zur Kenntnis genommen. Entsetzt müssen wir nun feststellen, dass die USA im Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten ungeniert als Brandbeschleuniger agieren. Nach der Unterzeichnung eines milliardenschweren Waffendeals gab Donald Trump den Saudis das grüne Licht, ihre Rechnungen mit Katar und dem benachbarten Iran zu begleichen.
Über die katastrophalen Folgen seines Handelns scheint sich der Amerikaner nicht im klaren zu sein. Es ist daher Aufgabe der Europäer, den Bruch des Kamelrückens zu verhindern. Im Morgenland muss sich Europa für den Weg der Diplomatie entscheiden und sowohl auf Saudi-Arabien als auch auf Iran mäßigend einwirken. Eine weitere Eskalation würde nur dem IS nutzen.