Zum Erfolg verdammt
Der Höhenflug von Emmanuel Macron ist zu Ende. Die Franzosen haben den 39-Jährigen zwar zu ihrem Präsidenten gewählt und ihn mit einer absoluten Mehrheit in der Nationalversammlung ausgestattet. Doch das Ergebnis hat einen schalen Beigeschmack. Statt der mehr als 400 erwarteten Abgeordneten wurden es nur gut 350. Die Wähler korrigierten das Resultat der ersten Runde – eine erste Niederlage für einen Präsidenten, der bisher nur gewonnen hat. Auch die niedrige Wahlbeteiligung von 42 Prozent muss sich Macron auf die Fahnen schreiben – hat er es doch nicht geschafft, die Bevölkerung zu mobilisieren.
Für Macron beginnen nun die Mühen der Ebene. Der als Erneuerer gefeierte Staatschef muss nun tatsächlich das Haus Frankreich renovieren. Die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung ist dabei sowohl Fluch als auch Segen. Der sozialliberale Staatschef hat nun zwar freie Hand für seine Reformen, doch er ist auch zum Erfolg verdammt. Seine Fraktion im Abgeordnetenhaus ist so riesig, dass jede seiner Maßnahmen schon jetzt als angenommen gilt. Auch eine parteiinterne Opposition, die François Hollande das Leben schwer machte, muss der Sozialliberale nicht befürchten. Wenn es nun nicht aufwärts geht mit Frankreich, dann gibt es keine Ausreden mehr. Ab sofort gilt es für Macron.