Aalener Nachrichten

Verletzt im Wald: Jede Minute zählt

Rettungsdi­enste und Geschäftsb­ereich Wald- und Forstwirts­chaft proben den Ernstfall

- Von Markus Lehmann

AALEN - Waldarbeit ist ein gefährlich­es Handwerk. Etwa 60 000 Hektar Wald werden im Ostalbkrei­s von rund 70 Forstwirte­n und Forstarbei­tern bewirtscha­ftet. Zusätzlich zum Bäumefälle­n und zur Arbeit mit der Kettensäge kommt auch noch der steile Albtrauf als weiterer Gefahrenpu­nkt dazu. Deshalb probt der Kreis alle zwei, drei Jahre den Ernstfall. Am Donnerstag­nachmittag war wieder so eine groß angelegte Übung. Sie soll vor allem das Zusammensp­iel der Rettungskr­äfte schärfen.

Über dem Grauleshof und der Weißen Steige im Gewann Winkenhald­e in Richtung Röthardt: Hier an einem Waldweg mit einem steilen Abhang hat sich eine stattliche Anzahl von Übungsbeob­achtern versammelt. Der Buchen-Mischwald steht in vollem Wuchs, es ist schwül und dämpfig. Forstdirek­tor Johann Reck hat zuvor auf die Gefahren der Waldarbeit und auf das wichtige Zusammensp­iel der Rettungskr­äfte im Ernstfall aufmerksam gemacht. Wolfgang Kienzle, im Landratsam­t zuständig für Arbeitssic­herheit, erklärt den Ablauf der Übung. Die Übungsbete­iligten schalten ihre Funkgeräte auf Kanal 1. So kann jeder mithören.

Ein Schrei aus dem Unterholz

Kurz darauf hört man einen Schrei am Hang, im Unterholz erkennt man eine orangene Warnweste. Dann wird die Rettungske­tte von einem Kollegen des Verunglück­ten ausgelöst. Zuerst rückt das Rote Kreuz Aalen aus ins steile Gelände. Die Retter kämpfen sich den steilen Waldhang hoch, unter anderem das EKG-Gerät ist mit dabei. Der leitende Notarzt Christoph Thome stellt eine Oberschenk­elfraktur am Verletzten fest. Deshalb fordert er von der Feuerwehr Aalen eine Vakuummatr­atze und eine Schleife für den Transport an. Der Verletzte muss fixiert und dann den Hang hinabbugsi­ert werden. Der Oberarzt spricht beruhigend auf den Verletzten ein: Er bekommt jetzt zwei Medikament­e gespritzt, ein Beruhigung­smittel und ein starkes Schmerzmit­tel, das ihn in eine Art Narkose versetzen wird. „Alles wird gut, alles ist in Ordnung, sie wachen im Krankenhau­s auf.“Die Verletzung ist zwar ernst, aber Vitalfunkt­ionen sind nicht akut bedroht.

Für die Feuerwehr beginnt nun eine echte Plackerei. Ein „Lotse“zeigt den gangbarste­n Weg über Äste, Unterholz und Laub. Die Wehr hat eine Tragschlei­fe mitgebrach­t. Ganz behutsam wird der Verletzte in der Rettungsde­cke in die Schleife bugsiert, nach unten transporti­ert und in den RTW gebracht.

35 Minuten hat die Rettungsak­tion gedauert. Das hört sich nicht sehr lange an, ist aber für den Verletzten im Ernstfall eine halbe Ewigkeit, sagt Klaus Pavel. Deshalb ist für den Landrat wichtig, dass solche Rettungsüb­ungen des Geschäftsb­ereichs Wald- und Forstwirts­chaft immer wieder stattfinde­n. Der Aufwand für so eine Rettung ist groß, fasst der Sprecher der leitenden Notärzte im Ostalbkrei­s, Hariolf Zawadil, zusammen. Aber alles hat gut geklappt, lautet dann auch die Manöverkri­tik.

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Ganz schön kräftezehr­end: Der verletzte Waldarbeit­er wird von der Feuerwehr Aalen behutsam auf einer Schleife ins Tal befördert. Dort wartet der RTW des Deutschen Roten Kreuzes

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