G’schichten und G’stanzl von Anarcho-Poet Hans Söllner
„Wirtshaustour“lässt Bürgerhaus Trochtelfingen aus allen Nähten platzen
BOPFINGEN-TROCHTELFINGEN (jubl) - Wenn es eine Rangliste authentischster Künstler gäbe, er wäre die Nummer 1 – Hans Söllner. Den Großteil seines Programms bestreitet er mit Erzählungen aus seinem Leben als ewig junger Quertreiber, der mit der Unbekümmertheit eines pubertierenden Teenagers aus dem System ausbricht, um dieses an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Und so ließ er am Mittwoch auch das Trochtelfinger Publikum im Bürgerhaus mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen in seinem Programm „Wirtshaustour“an seinen Moritaten teilhaben.
Seien es seine erste Gerichtsverhandlung, sein ewiger Kampf mit dem Landratsamt oder seine Kontakte mit Polizeistreifen auf Deutschlands Straßen: Nicht nur wegen seiner bildlichen Erzählweise kann man diesem großen Kind nicht böse sein. Im Gegenteil, er hält der Gesellschaft den Spiegel vor mit der Kernaussage: „Leid, nehmt’s des Leb’n ned so ernst da draußen, nehmt’s es locker.“
Mit einer Mischung aus sarkastischem Kabarett, bayerischer Lebenskultur und verschiedenen musikalischen Einlagen begeisterte er das aus allen Altersklassen zusammengesetzte Publikum in Trochtelfingen. Mittlerweile erwachsener – oder besser – reifer geworden, hat er zwar nichts von der Unbekümmertheit eines pubertierenden Teenagers verloren. Wer jedoch Gassenhauer wie „Edeltraud“, „Mei Vodda (hod an Marihuana Baam)“, „Der Rasenmäher“, „Hey Staat“oder „Die Fahrzeugkontrolle“erwartete, wurde enttäuscht. Der grantelnde Barde aus Bad Reichenhall zeigte sein zweites, sozialkritisches Gesicht, beispielsweise mit „Die Sonn geht langsam unter“, „Ihr seids alle gleich“oder „I hab Angst, dass i mi verlier“.
Söllner nutzte dennoch jede Gelegenheit, um seinem Klischee gerecht zu werden – das des ewig jungen, hinterfragenden Querulanten. Etwa, wenn es um Marihuana geht („Rauch’n darfst des, haben ned!?“), oder seine Anzeige wegen Missbrauchs seines Warnblinklichts. Aber auch Landwirte wurden von ihm bedacht. Fehlende Ackerrandstreifen, Massentierhaltung, Brathendl, der Wechsel von Lebensmittel zu Nahrungsmittel prangerte er an und legte selbstironisch jedem ans Herz, nur einmal im Jahr aus dem System auszubrechen. Einfach das Leben und den Tag genießen.
Mit dem nicht alltäglichen Schlusswort „Leid, danke für euren Respekt und die Zeit, die ihr mir geschenkt habt“, endete nach mehr als drei Stunden die „Wirtshaustour“des Querdenkers und Anarcho-Poeten.