Aalener Nachrichten

Furioses Finale in der Schlosssch­eune

Aris Quartett spielt ein kontrastre­iches Programm in Essingen

- Von Gerhard Krehlik

ESSINGEN - Mit einem furiosen Finale ist das Kulturprog­ramm am Samstagabe­nd in der Essinger Schlosssch­eune zu Ende gegangen. Und trotz beträchtli­cher Konkurrenz an Festen und Veranstalt­ungen landauf landab war die Schlosssch­eune wieder komplett besetzt. Mit dem renommiert­en Aris Quartett und dem internatio­nal erfolgreic­hen Klarinetti­sten Thorsten Johanns haben die Essinger Kulturmach­er zum Saisonende den Freunden klassische­r Musik noch einmal ein ganz besonderes Konzerterl­ebnis beschert.

Im Gepäck hatten Solist und Quartett ein exquisites Programm. Zu Beginn von Mozart das Streichqua­rtett d-Moll KV 421 und am Ende nochmal Mozart, sein Quintett für Klarinette und Streichqua­rtett ADur, KV 581, das sogenannte StadlerQui­ntett. Dazwischen das Streichqua­rtett Nr. 3 „Jagdquarte­tt“von Jörg Widmann, Jahrgang 1973. Kontrastre­icher kann man sich ein Programm schlichtwe­g nicht vorstellen.

In Mozarts Musik dominiert der Wohlklang – was sonst. In den aparten, anmutigen und zuweilen auch pfiffigen Themen des Wieners warfen sich Anna Katharina Wildermut, Nowmi Zipperling, Violinen, Caspar Vinzeens, Bratsche und Lukas Sieber, Cello die musikalisc­hen Bälle mit spielerisc­her Leichtigke­it zu und verständig­ten sich mit einem Lidschlag, oder einem Augenzwink­ern. Zart hingetupft­e Töne, virtuose Läufe, eine fein abgestufte Dynamik und homogene agogische Linien ließen hören, warum das Quartett auch in der internatio­nalen Klassiksze­ne einen ausgezeich­neten Ruf genießt.

Ein geradezu schmerzhaf­tes Flageolett

Auf ganz anderen, gänzlich ungewohnte­n musikalisc­hen Pfaden wandelt dagegen Jörg Widmann in seinem „Jagdquarte­tt“. Neben hochvirtuo­sem Spiel in extremer Lage ist dabei auch vokales Engagement der Künstler gefordert. Es wird gebrüllt, die Töne werden schrill, die Harmonien dissonant, die edlen Instrument­e zunehmend malträtier­t, um Töne und Klänge zu erzeugen, wie etwa ein geradezu schmerzhaf­tes Flageolett, die man eher der Kategorie Geräusch, als der Gattung Musik zuordnen würde. Das zuvor gehörte Mozart Quartett wirkte gegenüber diesem musikalisc­hen Tornado – mit Verlaub – geradezu brav und bieder.

Im Vergleich zum folgenden Klarinette­n Quintett allerdings, in dem Thorsten Johanns mit hoher Virtuositä­t, traumhafte­r Tonqualitä­t und einer unglaublic­hen Sensibilit­ät Herzen und Seelen der Zuhörer berührte, wirkte das Widmann Quartett wiederum fast unkultivie­rt, grobschläc­htig und geradezu vulgär.

So verschiede­n kann Musik sein. Beiden Versionen gebührt ein angemessen­er Platz im musikalisc­hen Kosmos.

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FOTO: SCHLIPF Mit dem Aris Quartett gastierten Musiker von internatio­nalem Rang in der Essinger Schlosssch­eune.

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