Generationswechsel in Hamburg
Tommy Haas verliert beim Abschied, der 16-jährige Rudi Molleker imponiert
HAMBURG (dpa) - Der tiefe Sand und das regnerische Wetter haben dem 39-jährigen Tommy Haas im letzten Einzel in seiner Geburtsstadt nicht in die Karten gespielt. 20 Jahre nach dem Debüt bei den German Open am Rothenbaum verlor der Wahl-Amerikaner mit 5:7, 2:6 gegen den Argentinier Nicolas Kicker. „Natürlich sind das besondere Momente“, sagte der ehemalige Weltranglisten-Zweite, der eigens seine Verlobte und die beiden Töchter aus Kalifornien hatte einfliegen lassen. „Aber ich bin nicht zufrieden heut, das nervt grad.“
Haas konnte die Wildcard nicht nutzen – und das gebeutelte Turnier verliert sein Zugpferd. Turnierdirektor Michael Stich kam extra von der Tribüne und herzte Haas noch einmal. „Es gehen sehr viele Gedanken durch den Kopf“, gab Haas zu. Der langsame Untergrund und das geschlossene Dach seien schwierig gewesen, eine Ausrede aber sei das nicht: „Ich finde im Moment nicht zu meinem Spiel, da hadert man mit seinem Selbstvertrauen.“
Angefeuert von 4000 Zuschauern begann Haas auf dem überdachten Centre Court konzentriert und machte mit Aufschlägen von mehr als 190 km/h Druck. Ein frühes Break konnte er noch ausgleichen, am Ende fehlte aber die Präzision. Wenn Haas ans Netz kam, passierte ihn der 24-Jährige aus Buenos Aires viel zu oft. Ein Netzroller beendete Satz Nummer 1. Im zweiten Durchgang lief der Lokalmatador einem frühen Rückstand hinterher und hatte nichts mehr zuzusetzen.
Heute spielt Haas noch mit dem 18-jährigen Daniel Altmaier aus Kempen Doppel, nächste Woche in Kitzbühel, zudem hofft er auf eine Wildcard für die US Open. Dort feierte er 1996 mit 18 sein Grand SlamDebut – und verlor gegen Stich.
Auch der 16 Jahre alte Qualifikant Rudolf Molleker, der von Davis-CupTeamchef Michael Kohlmann trainiert wird und hinter Alexander Zverev und vor Altmaier als drittgrößtes deutsches Talent gilt, schied aus. Der Senkrechtstarter aus Oranienburg verlor trotz starker Leistung und etlicher glänzender Rückhandschläge gegen den an drei gesetzten Russen Karen Khachanov mit 4:6, 3:6. Molleker klettert immerhin um 300 Plätze in der Weltrangliste in die Top 700.
Nach Philipp Kohlschreibers Sieg gegen den Russen Andrej Rublew (6:3, 6:1) stehen zumindest vier von acht gestarteten Deutschen in der zweiten Runde.