Otto und Diesel auf der roten Liste
Immer mehr Länder verabschieden sich vom Verbrennungsmotor – Deutschland nicht
RAVENSBURG - Während deutsche Autobauer der Kartellbildung bezichtigt werden, hat Großbritannien am Mittwoch als weiteres Land den Abschied vom Verbrennungsmotor angekündigt: Ab 2040 sollen keine Diesel-, Benzin- und Hybridautos mehr verkauft werden. Während die Bundesregierung weiter am Diesel festhält, folgen die Briten einem internationalen Trend.
Denn erst vor knapp drei Wochen hatte Frankreich erklärt, den Verkauf von Verbrennungsmotoren bis 2040 stoppen zu wollen. Nach der Abkehr der USA vom Pariser Klimaabkommen will Frankreich seine Ziele verschärfen und bis 2050 CO2-neutral werden: Es wird dann nur so viel klimaschädliches Treibhausgas Kohlendioxid ausgestoßen, wie gleichzeitig etwa durch Wälder aus der Atmosphäre geholt werden kann.
In Indien sollen bereits ab 2030 keine Autos mit Diesel- oder Ottomotor neu zugelassen werden. Dabei gehörte Indien lange Zeit zu den Gegnern eines Klimaabkommens. Die Kosten für den Kampf gegen den Klimawandel sollten in erster Linie die Industriestaaten tragen, argumentierte die indische Regierung.
Inzwischen ist Indien aber zu einem Verfechter des Weltklimavertrags von Paris herangewachsen. Neben dem Klimaschutz dürften zwei weitere Argumente für eine Umstellung auf Elektroantriebe sprechen: die Luftverschmutzung in den Städten und der Ölimport. Rund 150 Milliarden Dollar gibt Indien jährlich für den fossilen Brennstoff aus. Dieser Betrag soll um etwa 60 Milliarden Dollar reduziert werden.
Und während aus dem Autoland Italien keine größeren Debatten zu vernehmen sind, geht man in Skandinavien noch einen Schritt weiter. In Norwegen setzt man ab 2025 auf emissionsfreie Fahrzeuge. Und der schwedische Autobauer Volvo, eine Tochter der chinesischen Geely, hat vor Kurzem als erster traditioneller Autobauer seinen Abschied von Benzin- und Dieselmotoren bekanntgegeben. Ab 2019 soll jeder neue Volvo entweder mit Elektrooder Hybridantrieb fahren.
In China gibt es zwar kein direktes Verbot für Verbrennungsmotoren. In Peking etwa werden Kennzeichen für Neuzulassungen aber nur noch verlost: Die Chancen liegen bei unter fünf Prozent. Nur wer ein Elektroauto kauft, braucht nicht am Losverfahren teilzunehmen – und profitiert dazu von hohen staatlichen Subventionen. Bis zum Jahr 2020 sollen jährlich fünf Millionen E-Autos in China verkauft werden.
In Japan schon lange verpönt
In Japan ist der Diesel schon lange verpönt. Die Hauptstadt Tokio verbannte zur Jahrtausendwende alle Diesel-Nutzfahrzeuge. Nur wer strenge Emissionsauflagen erfüllt, darf in die Stadt. Auch die Japaner sind von Ölimporten abhängig und arbeiten seit Langem an Alternativen: 1995 brachte Toyota den ersten Hybridwagen in Massenproduktion heraus. 20 Jahre später waren es acht Millionen Hybride auf den Straßen.
In Deutschland kämpft vor allem Stuttgart mit den Feinstaubbelastungen. Ein angeordnetes Verbot lehnt die Bundesregierung aber ab: Der Diesel sei wegen seines geringeren CO2-Ausstoßes klimafreundlicher als Benzinmotoren. Die Grünen folgen in ihrem Programm für die Bundestagswahl als einzige Bundespartei dem internationalen Trend und fordern einen Abschied vom Verbrennungsmotor ab 2030. Ein „Schwachsinnstermin“, sagte jedoch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kürzlich in einem auf dem Grünen-Parteitag in Berlin heimlich aufgenommenen Video.