Studie gibt Integration von Muslimen in Deutschland gute Noten
Bewertet wurden Sprachkompetenz, Bildung, Arbeit und soziale Kontakte – Jeder Fünfte will keine Muslime in der Nachbarschaft
BERLIN - Nach einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung kommt die Integration muslimischer Einwanderer in Deutschland deutlich voran: Spätestens seit der zweiten Generation seien sie mehrheitlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Rasmus Buchsteiner beleuchtet die Hintergründe zur Studie, die auf Befragungen von mehr als 10 000 Muslimen beruht, die vor 2010 nach Deutschland, Österreich, in die Schweiz, nach Frankreich und Großbritannien gekommen sind.
Wie viele Muslime leben in Deutschland?
Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge lebten Ende 2015 bis zu 4,7 Millionen Muslime in Deutschland. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von etwa 5,7 Prozent. Muslime sind damit die größte religiöse Minderheit in der Bundesrepublik. Etwa ein Viertel sind erst nach 2011 nach Deutschland gekommen als Flüchtlinge.
Gibt es einen Unterschied zwischen den Arbeitsmarktchancen von Muslimen und Nichtmuslimen?
Im Vergleich mit anderen Ländern in Europa schneidet Deutschland laut Bertelsmann-Studie am besten ab. Rund 60 Prozent der Muslime arbeiten Vollzeit und 20 Prozent in Teilzeit, was dem Schnitt der deutschen Erwerbsbevölkerung entspreche. Zudem gleiche sich die Arbeitslosenquote an, liege mit fünf Prozent sogar um zwei Prozent unter der von Nichtmuslimen. Ein Befund, der in scharfem Kontrast zum jüngsten Integrationsbericht der Bundesregierung steht. Demnach ist die Arbeitslosenquote von Migranten in Deutschland mit zuletzt 14,6 Prozent unverändert mehr als doppelt so hoch wie die von Menschen ohne Migrationshintergrund.
Wie sieht es bei der Sprachkompetenz aus?
Bei uns ist für 73 Prozent der Kinder muslimischer Einwanderer Deutsch die erste Sprache, wie die Befragungen der Bertelsmann-Stiftung ergaben. Damit liegt die Bundesrepublik im europäischen Mittel, was den Erwerb der Landessprache angeht. Allerdings: Auch bei diesem Punkt gibt es einen möglichen Widerspruch zu den Befunden der Bundesregierung, die in ihrem Integrationsbericht alle Migranten betrachtet, nicht nur Muslime. Dort heißt es, die Zahl der Kinder, die zu Hause hauptsächlich eine andere Sprache als Deutsch sprechen, sei von 355 000 im Jahr 2016 auf 440 000 im Jahr 2015 gestiegen.
Wie stehen Muslime zu Deutschland?
Etwa die Hälfte hat einen deutschen Pass. 96 Prozent gaben in den Befragungen der Bertelsmann-Stiftung an, sich mit Deutschland verbunden zu fühlen. Knapp zwei Drittel geben an, in der Bundesrepublik bislang keine Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht zu haben und Freundschaften mit Menschen zu unterhalten, die nicht ihre Religion hätten.
Wie denken Nichtmuslime über Muslime?
Das ist eine in der Bertelsmann-Studie festgestellte Schattenseite. Für die Untersuchung wurden die Teilnehmer gefragt, welche Personengruppe sie nicht gerne als Nachbarn hätten: Zur Auswahl standen Flüchtlinge, Muslime, Leute mit vielen Kindern, Ausländer/Gastarbeiter sowie Homosexuelle. Das Ergebnis: 19 Prozent der Deutschen würden nicht gerne Tür an Tür mit Muslimen wohnen.