„Wir brauchen Reichweite und Lademöglichkeiten“
E-Mobilität spielt im Handwerk noch keine große Rolle, sagt Tobias Mehlich von der Handwerkskammer Ulm
ELLWANGEN - Die E-Mobilität ist ein viel zitiertes Stichwort. Wie es im Alltag damit aussieht, fragt die „Ipfund Jagst-Zeitung“in einer kleinen Serie nach. Im Handwerk und bei Firmen stellt sich unter anderem die Frage, in wie weit sich Eletroautos für den Lieferverkehr eignen. Das hat Franziska Wiedenhöfer den Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm, Tobias Mehlich, gefragt.
Können Sie sich vorstellen, dass Betriebe künftig Elektroautos beispielsweise als Transporter einsetzen werden?
Die Vollversammlung der Handwerkskammer Ulm spricht sich klar für eine Förderung alternativer Antriebsarten, wie beispielsweise Elektrofahrzeuge, im Handwerk aus. Elektroautos im Handwerk sind dann möglich, wenn der Einsatz durch Reichweite, Zuladung oder Auflademöglichkeit nicht unverhältnismäßig erschwert wird. Die EFahrzeuge müssen allerdings für die Handwerksunternehmen auch wirtschaftlich tragbar sein.
In welcher Art von Betrieben wäre der Einsatz möglich?
Das sind bisher hauptsächlich Betriebe, die sehr regional tätig sind und auch häufig kurze Strecken zurücklegen. Zum Beispiel Bäckereien zur Belieferung ihrer Filialen, Schornsteinfeger im Einsatz oder Servicefahrzeuge für Mitarbeiter. In Deutschland gibt es bereits Initiativen von Handwerkern, die sich zusammenschließen, um so Anschaffungskosten zu sparen.
Werden bereits Elektrofahrzeuge in Betrieben eingesetzt?
Bisher nutzen die Handwerker E-Autos hauptsächlich zur Kundenberatung oder Akquise, weniger für Transporte. Es gibt vereinzelt Handwerker, die Kleintransporter mit Elektroantrieb nutzen. Aber wir merken, dass die Vorbehalte gegen EFahrzeuge kontinuierlich abgebaut werden. Auch das Angebot an Elektrofahrzeugen wächst – die Reichweiten werden länger, nur die Preise sind immer noch zu hoch. Das wird sich aller Voraussicht nach in den nächsten Jahren ändern. Bei bestimmten Fahrprofilen können Handwerker durch den Einsatz von elektrisch angetriebenen Fahrzeuge deutlich sparen.
Wird getestet, ob Elektroautos eine Alternative zu den gängigen Fahrzeugen sind?
Sicherlich muss die Technologie noch weiterentwickelt werden, bis die Elektromobilität eine echte Alternative darstellt. Das Forschungszentrum des Handwerks arbeitet dabei eng mit anderen Institutionen zusammen. Wir bieten regelmäßige Infoveranstaltungen zu Batterie- und Speichertechnologien an und sind Teil der Plattform E-Mobilität. Darüber hinaus startet dieses Jahr ein Lehrgang, der zum Berater für Elektromobilität ausbildet.
Was spricht in Ihren Augen für und was gegen den Einsatz von Elektrofahrzeugen?
Dafür spricht die Kosteneinsparung – vor allem wenn der Betrieb seinen Strom selbst erzeugt. Ein weiterer klarer Pluspunkt ist der Umweltfaktor. Das Handwerk will zur Energiewende beitragen – allerdings darf die Mobilität und Reichweite von Handwerksbetrieben nicht eingeschränkt werden. Handwerker versorgen die Bevölkerung in der Fläche. Dafür brauchen wir Reichweite und eine verlässliche Infrastruktur an Lademöglichkeiten. Hohe Anschaffungskosten, lange Ladezeiten, unterschiedliche Ladestecker und verschiedenen Bezahlsysteme erschweren den Umstieg auf alternative Antriebsarten und bedeuten im Endeffekt höhere Handwerkerpreise für die Verbraucher.