Münchens Traum einer Ära
Titelverteidiger EHC München geht wieder als Favorit in die Freitag startende DEL-Saison
MÜNCHEN (dpa/SID) - Von Triumphen, Geld und Glamour eines FC Bayern ist der EHC Red Bull München zwar noch weit entfernt. Ähnlich wie der Fußball-Primus schicken sich aber auch die EishockeyCracks von Coach Don Jackson an, eine Ära der Dominanz zu prägen. Vor der am Freitag beginnenden Saison der DEL gelten die Münchner, zuletzt zweimal Meister, wieder als Favorit. „Es gibt kein Limit beim Gewinnen“, sagte Routinier Yannic Seidenberg. Das meiste Geld, der erfolgreichste Trainer, der namhafteste Kader und eine bestechende Frühform: Wer soll diese Münchner aufhalten?
Am ehesten wohl die anderen Branchengrößen aus Mannheim, Köln und Berlin. „Wenn man an der Spitze ist, dann ist jeder hinter einem her“, sagte Münchens Coach Jackson, der aber auch den bayerischen Rivalen Ingolstadt und Nürnberg gute Chancen einräumt. Zwar bezeichneten in einer Umfrage elf der 14 DEL-Trainer München, das seinen Meisterkader weitgehend zusammenhalten konnte, als ersten Anwärter auf den Titel, doch eine Ära analog zu den Verhältnissen rund um den FC Bayern wollen sich die Gegner nicht ausmalen. „Der Vergleich zum Fußball oder zu Bayern Münchens Status in der Bundesliga ist für mich einfach zu pessimistisch“, sagte etwa Berlins Coach Uwe Krupp. Krefeld-Manager Matthias Roos prognostizierte: „Eine München-Ära wird es im Eishockey in den nächsten Jahren nicht geben. Im Gegensatz zum Fußball ist die Konkurrenz in der Spitze grundsätzlich auf Augenhöhe.“
Auch Pat Cortina, Trainer in Schwenningen und Vorgänger von Jackson in München, glaubt nicht an so ein Szenario. „Viele Mannschaften spielen um den Titel mit“, sagte er.
Doch im Trophäenschrank der Bayern ist noch jede Menge Platz. Die Mannschaft, die mit Patrick Hager, der als einer der besten deutschen Mittelstürmer im Sommer von Köln geholt wurde, sowie den beiden Verteidigern Markus Lauridsen und Ryan Button verstärkt wurde, scheint hungrig wie eh und je. „Wir haben schon bewiesen, dass wir den Titel verteidigen können“, sagte Kapitän Michael Wolf vor dem Auftaktmatch am Freitag (19.30 Uhr/Sport1 und Telekom Eishockey) auswärts bei den Krefeld Pinguinen. „Es wird ein harter und weiter Weg. Aber wir sind bereit.“Das zeigte die Truppe bereits vor dem ersten Bully in der DEL durch Erfolge in der Vorbereitung und in den ersten vier Gruppenspielen der Champions League, die gegen teils hochkarätige Gegner allesamt gewonnen wurden. „Wir gehen mit gutem Selbstvertrauen in den LigaStart“, sagte Auswahlstürmer Frank Mauer. „Alle sind heiß“, ergänzte Nationalspieler Konrad Abeltshauser.
Sturm sucht Olympiastars
Neben der Jagd auf den EHC steht die 24. Spielzeit der DEL ganz im Zeichen der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Erstmals seit acht Jahren spielt die deutsche Nationalmannschaft wieder unter den olympischen Ringen. Da die in Nordamerika beschäftigten Spieler wegen der Absage der NHL nicht am Turnier teilnehmen werden, wird das DEBTeam fast ausschließlich aus DELProfis bestehen.
Auch darum ist Bundestrainer Marco Sturm im Sommer aus Amerika wieder nach Landshut gezogen. „Weil die NHL-Spieler nicht dabei sind, ist es ein Vorteil, dass ich sehr viele Spiele live sehen kann“, sagte er und forderte von den Spielern: „Sie müssen sich jetzt in den Vereinen beweisen.“„Das ist Extramotivation“, betonte Nationalmannschaftskapitän Christian Ehrhoff. Auf einen besonderen Olympia-Schub hofft auch die DEL. „Es ist eine Chance, unseren Spielern noch eine bessere Plattform zu geben“, glaubt Geschäftsführer Gernot Tripcke.