Schwächer, aber immer noch gefährlich
„Irma“zum Tropensturm herabgestuft – Zehn Tote auf Kuba
MIAMI (AFP/dpa) - „Irma“wütet weiter: Zwar wurde der Sturm beim Durchzug durch den US-Bundesstaat Florida schwächer und wurde von einem Hurrikan zu einem Tropensturm herabgestuft. Dennoch gaben die US-Behörden längst keine Entwarnung. Weitere Sturzfluten und Überschwemmungen drohten. Aus Kuba, das „Irma“zuvor heimgesucht hatte, wurden zehn Todesopfer gemeldet. Damit stieg die Gesamtzahl der Opfer auf mindestens 40.
In Florida galt die Bucht von Tampa an der Westküste mit ihren weißen Sandstränden, großen Hotels und Millionen von Menschen nach wie vor als besonders gefährdet. Um 8 Uhr Ortszeit (14 Uhr MESZ) befand sich das Auge des Sturms nach Angaben des Nationalen Hurrikan-Zentrums (NHC) 170 Kilometer nördlich der Großstadt. Die Windgeschwindigkeiten betrugen weiterhin bis zu 110 Stundenkilometer.
Das Hurrikan-Zentrum berichtete, „Irma“werde bis Dienstag mit 30 Kilometern pro Stunde Richtung Georgia ziehen und am Dienstag Alabama erreichen. Dort wird sich der Sturm weiter abschwächen. Über Festland verlieren Hurrikane Energie. Für Tampa, die Stadt Jacksonville im Nordosten von Florida sowie zahlreiche andere Regionen des Bundesstaates, galten weiterhin Sturmflutwarnungen. Gouverneur Rick Scott ermahnte die Bürger: „Bleiben Sie drinnen. Bleiben Sie in Sicherheit“, twitterte er. „Sogar 15 Zentimeter Wasser, das sich bewegt, können Sie mitreißen.“
Trotz der abgeschwächten Winde sorgte „Irma“im als „SonnenscheinStaat“bezeichneten Florida für chaotische Zustände. Zahllose Straßen, oft mitten in den Stadtzentren, waren überschwemmt, geparkte Autos versanken in den Fluten. 6,2 Millionen Menschen waren von Stromausfällen betroffen. Die Flughäfen von Miami und Fort Lauderdale blieben geschlossen. Die Behörden hatten zuvor eine der größten Evakuierungsaktionen der US-Geschichte angeordnet. Rund 6,3 Millionen Einwohner – mehr als ein Drittel der Bevölkerung von Florida – wurden verbindlich aufgefordert, ihre Wohngebiete zu verlassen.
Besonders hart von dem Sturm getroffen wurden offenbar die Florida Keys, die der Südspitze des Bundesstaates vorgelagerte Inselkette. Dort war „Irma“am Sonntag mit der zweitstärksten Hurrikan-Stufe vier aufgeprallt, bevor der Sturm später an Kraft verlor. Einen genaueren Überblick über die Verwüstungen auf den Florida Keys hatten die Behörden bis Montag aber noch nicht. Andere Teile von Florida kamen hingegen wohl relativ glimpflich davon. Dies galt etwa für die Metropole Miami an der Atlantikküste, wo am Montag bereits die Aufräumarbeiten begannen. Erschwert wurden die Arbeiten teils durch Kriminelle. USMedien schilderten aus Miami und mehreren anderen Städten an der Ostküste Floridas Überfälle, viele der Täter seien bewaffnet. Die Polizei von Miami nahm 28 Plünderer fest.
Verkehrsunfälle und Stromschläge
Bis Montag kamen durch „Irma“in den USA mindestens drei Menschen ums Leben. Sie starben bei Verkehrsunfällen in Florida, die durch den Sturm ausgelöst wurden. Der Zivilschutz in Kuba teilte unterdessen mit, dass dort zehn Menschen infolge des Sturms getötet worden seien. Manche der Opfer ertranken in den Fluten, andere wurden durch Stromschläge, einstürzende Bauwerke oder den Absturz eines Balkons auf einen vorbeifahrenden Bus getötet. Von anderen Karibikinseln waren zuvor bereits insgesamt 27 Todesopfer gemeldet worden.
US-Präsident Donald Trump rief für Florida den Katastrophenfall aus. Dies bedeutet, dass der Kongress ermächtigt ist, Gelder aus dem Bundeshaushalt für die Nothilfe freizugeben. Trump kündigte auch an, „sehr bald“nach Florida zu reisen. Erst kürzlich hatte er die Bundesstaaten Texas und Louisiana besucht, wo der Hurrikan „Harvey“im August schwere Verwüstungen angerichtet hatte.
Papst Franziskus warnte auf dem Rückflug von seiner fünftägigen Kolumbienreise vor den katastrophalen Folgen des Klimawandels. Jeder einzelne habe eine „moralische Verantwortung“, Maßnahmen dagegen zu ergreifen, insbesondere Politiker, sagte er am Montag. Die Folgen der Erderwärmung seien vor aller Augen. „Wenn wir nicht umkehren, wird es bergab mit uns gehen“, sagte das Kirchenoberhaupt, nachdem auf dem Hinweg nach Kolumbien die Flugroute wegen des Wirbelsturms „Irma“geändert werden musste.