Alamannenmuseum zeigt 40 kostbare Grabbeigaben
Am Freitagabend ist die Sonderausstellung „Goldblattkreuze – Glaubenszeichen der Alamannen“eröffnet worden
ELLWANGEN - Die neue Sonderausstellung des Alamannenmuseums „Goldblattkreuze – Glaubenszeichen der Alamannen“ist gestern Abend in der Nikolauskapelle mit zahlreichen Ehrengästen eröffnet worden. Schirmherr ist der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst. In seinem sehr persönlichen Grußwort betonte Fürst die Bedeutung der Goldblattkreuze als überliefertes Zeugnis christlichen Glaubens. Die Ausstellung basiert auf Forschungen der Leiterin der Volkshochschule Mühlacker, Martina Terp-Schunter, für ihre Doktorarbeit an der Universität Tübingen. Sie hat die Schau, die auch die Christianisierung der Alamannen beleuchtet, kundig kuratiert.
„Wir sind, was wir geworden sind.“Unter dieses Leitmotiv stellte Bischof Gebhard Fürst seine Worte. Legitimation und Orientierung beziehe man nicht aus dem Augenblick, sondern durch historische Selbstvergewisserung. Als Religion der Offenbarung sei das für das Christentum besonders wichtig. Überlieferte Zeugnisse des christlichen Glaubens seien eingebunden in lebendige Geschichte. Indem man aus ihnen Rückschlüsse ziehe, könne man die Gegenwart verstehen und deuten. Die Nachbildung des Goldblattkreuzes, das man 1936 in einem Frauengrab in Tübingen-Derendingen gefunden habe und das er in seiner Brustkette trage, sei für ihn von unschätzbarem Wert. Es freue ihn besonders, dass eine Frau das Kreuz getragen und damit Zeugnis für ihren Glauben abgelegt habe, unweit der Rottenburger Sülchenkirche mit Grablege der Rottenburger Bischöfe. Weil die Kreuze durch kleine Löcher auf das Leichentuch aufgenäht wurden, das man über das Gesicht des Toten legte, „berührten sie den Mund eines Verstorbenen wie ein Kuss“, so Fürst. Er dankte dem Museum für die Bewahrung des reichen christlichen Erbes der Region, das einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde.
Wie Martina Terp-Schunter ausführte, fand man Goldblattkreuze in großer Zahl in langobardischen Herrschaftsgebieten in Italien, in alamannischen und bajuwarischen Gebieten, aber nicht in Franken oder dem westgotischen Spanien.
14 Kreuze fand man in sechs Gräbern in Lauchheim
Sie sind als frühchristliche Grabbeigaben des sechsten bis achten Jahrhunderts die ersten christlichen Symbole in Süddeutschland und waren auch Schutzobjekte. In Ellwangen sind mit 37 Goldblatt- und drei in Kirchen gefundenen Weihekreuzen so viele wie noch nie vereint. Gefertigt wurden sie aus hauchdünnem Gold- oder Kupferblech, aus Silberfolie oder Bronze. Man fand sie glatt und schmucklos, aber auch mit Ornamenten oder bärtigen Männerköpfen verziert. „Sie waren das letzte, was die Familie und die Dorfgemeinschaft sahen, wenn sie am offenen Grab Abschied nahmen“, so die Kuratorin. 14 Kreuze fand man in sechs Gräbern in Lauchheim. Frühmittelalterliche Grabräuber tasteten diese „Tabu-Beigaben“aus Furcht vor Vergeltung nicht an.
Oberbürgermeister Karl Hilsenbek und Museumsleiter Andreas Gut dankten den zahlreichen Leihgebern und allen, die sich um das Zustandekommen der Ausstellung verdient gemacht haben. Gut dankte insbesondere dem Förderverein, ohne dessen auch finanzielles Engagement diese fünfte Sonderausstellung wohl nicht zustande gekommen wäre. Werner Kowarsch, Vorsitzender des Fördervereins, richtete einen eindringlichen Appell an die Ellwanger Stadtväter. Wenn die Annäherung der Kommunalpolitik an das Museum weiter Früchte trage, könne sich der Förderverein auf andere wesentliche Aufgaben konzentrieren. Die Sonderausstellung „Goldblattkreuze – Glaubenszeichen der Alamannen“mit umfangreichem Rahmenprogramm ist bis 8. April 2018 zu sehen. Führungen finden jeden ersten Sonntag im Monat um 15 Uhr und nach Voranmeldung statt. Die nächste
durch das Museum ist am Sonntag, 17. September, um 15 Uhr. Gezeigt wird dabei auch die neue Sonderausstellung. Es ist an dem Tag nur der übliche Eintritt zu entrichten.