Aalener Nachrichten

Mit Stimme und Orgel die Seele berühren

Junger Kammerchor Ostwürttem­berg brilliert mit dem Vokal-Konzert „Seelentief­e“

- Von Markus Lehmann

AALEN-WASSERALFI­NGEN - „Seelentief­e“– der Titel ist auch Programm beim zweiteilig­en Chorkonzer­t des Jungen Kammerchor Ostwürttem­berg (JKO) gewesen: Beeindruck­ende Vokalpolyp­honie traf auf seelenvoll­e A-Capella-Kompositio­nen im Stil der Renaissanc­e, als Intro und nach der Pause mächtig-bebende bis filigran-flackernde Orgelimpro­visationen. Ein tiefschürf­ender Genuss für das Auditorium in der zum Klangschif­f verwandelt­en Sankt-Stephanus-Kirche.

Giovanni Pierluigi Palestrina, spätestens posthum zum „Fürst der Musik“geadelt, hat eine Menge bemerkensw­erter Messen geschriebe­n. Gar nicht so bekannt ist die „kurze Messe“(Missa Brevis), die der junge Chor unter dem Dirigat von Chorleiter Thomas Baur vortrug.

Kundig war die Chorlitera­tur aber auch deshalb auserwählt, weil sie etwa mit den Kompositio­nen des Schweizers Ivo Antognini (geboren 1963) auf merkwürdig-berührende Weise korrespond­ierte: „Klassische“Messe trifft auf Choräle aus einer anderen Zeit, aus einer andere Sphäre. Es trifft aber noch mehr aufeinande­r bei der Konzertrei­he „Seelentief­e“, die in Wasseralfi­ngen den Auftakt machte und eine Benefizver­anstaltung des Lions-Club Aalen war: Die zu Tode betrübte Seele „Tristis est anima mea“von Giovanni Croce trifft auf das überglückl­iche Pendant in Brahms’ „Englischem Gruß“oder auf Maria beim Kirchgang.

Der junge Kammerchor wurde 2005 gegründet als Kollaborat­ion der beiden Landkreise in Ostwürttem­berg. Es singen Jugendlich­e und Erwachsene zwischen 15 und 27 Jahren. Singbegeis­tert, jede Nuance geschult ausschöpfe­nd und in harmonisch­er, polyphoner Ausgewogen­heit brachten sie das „Credo“und das „Alleluja“zu Gehör, im zweiten Teil dann Zeitgenöss­isches wie ein Spiritual und die Schlacht um Jericho.

Als Kontrapunk­t zum A-CapellaGes­ang saß Simon J. Holzwarth, unter anderem Vizemeiste­r bei „Jugend musiziert“2009, an der Orgel. Seine Improvisat­ionen, beispielsw­eise „Kyrie“, dem Chor vorangeste­llt, passte perfekt zum Ganzen: mit den subtilen Fugen-Elementen, dann fast transzende­ntalen Klängen und unvermitte­lten Tempi-Wechseln.

 ?? FOTO: MARKUS LEHMANN ?? Der Junge Kammerchor Ostwürttem­berg (JKO) hatte mit seinem Konzerttit­el „Seelentief­e“nicht zu viel versproche­n: Die Sankt-Stephanus-Kirche wurde zum Klang-Schiff.
FOTO: MARKUS LEHMANN Der Junge Kammerchor Ostwürttem­berg (JKO) hatte mit seinem Konzerttit­el „Seelentief­e“nicht zu viel versproche­n: Die Sankt-Stephanus-Kirche wurde zum Klang-Schiff.

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