Wildparken war gestern – Stadt hat die Nase voll
Poller am Sparkassenplatz schieben Verkehrssündern einen Riegel vor – Frust und Freude liegen eng beieinander
AALEN - So mancher Lieferant und Autofahrer wundert sich über die silbernen Poller, die die Stadt vergangene Woche am Sparkassenplatz angebracht hat. Die Hindernisse sperren diesen sowohl von der Bahnhofstraße als auch vom Östlichen Stadtgraben her ab. Damit hat die Stadt auf das dortige Wildparken reagiert. Denn nicht wenige Autofahrer haben den Platz zwischen Kreissparkasse und Reichsstädter Straße als kostenlose Parkfläche gerne genutzt. Auch wenn hier das Parken verboten war.
Komfortables Umsonst-Parken ist auf dem Sparkassenplatz fortan passé. Kein Wunder, dass deshalb so manchen die Poller ärgern. Neben Lieferanten klagen auch Kunden der anliegenden Geschäfte darüber, dass sie nicht mehr auf den Sparkassenplatz fahren und dort geschwind ihr Auto abstellen können. Auch die von vielen gerne genutzten Schleichwege über den Sparkassenplatz in den Östlichen Stadtgraben gehören der Vergangenheit an.
Menschen sollen hier flanieren und verweilen können
Neben den Bruddlern gibt es aber auch viele, darunter die angrenzenden Einzelhändler, die die Poller sinnvoll finden, die die Stadt in Absprache mit den Anliegern und dem Innenstadtverein Aalen City aktiv aufgestellt hat. Auch wenn es traurig sei, dass die Stadt überhaupt zu so einer Maßnahme habe greifen müssen, sagt Armin Abele, Inhaber des Geschäfts Musika und Sprecher der Werbegemeinschaft Sparkassenplatz.
Doch wer nicht hören will, muss fühlen – oder anders gesagt: Wer nicht lesen kann und uneinsichtig ist, muss eben mit Hilfe von Pollern erzogen werden. So salopp würde Armin Abele das Verhalten von manchem Autofahrer nicht formulieren, aber im Kern treffe diese Aussage zu. Die Stadt habe alles getan, um auch ohne Poller dafür zu sorgen, dass der Sparkassenplatz zu dem wird, wofür er gedacht ist. Die Menschen sollen hier ungestört flanieren und in der Außengastronomie sitzen können und sich hier einfach wohlfühlen, ohne dass vor ihrer Nase ein Auto parkt oder man sogar Angst davor haben muss, umgefahren zu werden. „Der Sparkassenplatz ist kein Autoabstellplatz“, sagt OB Thilo Rentschler. Die Stadt verfüge allein in den Parkhäusern über so viele Parkplätze. Und trotzdem gebe es immer noch viele, die keine drei Minuten zu Fuß gehen können. „Aber für diese Bürger haben wir den Platz nicht gestaltet“, betont Rentschler.
Die von der Stadt angebrachten Schilder, dass hier nicht geparkt werden darf, haben nichts gebracht, sagt Abele. Zum Teil wurde hier nicht selten in zweiter Reihe das Auto abgestellt, um in der Innenstadt kurz etwas zu besorgen. Einige sahen die Fugen zwischen den großen Platten des Bodenbelags fälschlicherweise als Parkmarkierungen an. Oftmals sei das Verkehrschaos auf dem Sparkassenplatz so groß gewesen, dass Kunden mit Kinderwagen oder ältere Menschen sich nicht getraut haben, den Platz zu überqueren.
Das Ordnungsamt kontrollierte hier zwei bis drei Mal am Tag. Anfangs hätten die Mitarbeiter nur Zettel an die Windschutzscheibe der Autos geklemmt und illegal parkende Autofahrer auf ihr Fehlverhalten hingewiesen, sagt Abele. Das habe allerdings ebenso wenig gefruchtet wie das nachträgliche Verteilen von Strafzetteln, für das die Stadt dann auch noch als Buhmann hingestellt worden sei.
Selbst die Hoffnung, dass sich die Situation durch die Außenbewirtung des Lokals Rosmarie und dem Aufstellen von Mülleimern verbessern würde, habe sich nicht erfüllt. Autofahrer, Lieferdienste und andere hätten sich davon nicht abschrecken lassen und seien knapp an den Stühlen der Gastronomie vorbeigefahren oder hätten neben oder vor den Tischen geparkt. Und selbst der Andienungsverkehr sei bei einem als Wohlfühl-Ort gestalteten Sparkassenplatz zu einem Problem geworden. Vor allem, weil viele Geschäfte erst um 9 Uhr oder später aufmachen. Bis 10 Uhr, dem offiziellen Ende der erlaubten Anlieferung, seien hier sämtliche Lieferanten Richtung Reichsstädter Straße gerauscht, erzählen die Anlieger.
Nur noch Feuerwehr und Rettungsdienst können durch
Über den Sparkassenplatz kommen künftig nur die Feuerwehr sowie die Rettungsdienste, die über einen Schlüssel verfügen, mit dem man die Poller herausnehmen kann. Anlieferer können die Geschäfte über die Rittergasse oder die Stadtkirche anfahren. Darüber hinaus soll die Einbahnregelung im Östlichen Stadtgraben aufgehoben werden. Vom Mercatura kommend haben Anlieger auch die Möglichkeit, rechts abzubiegen und am Optik Mallwitz vorbei an ihre Geschäfte zu gelangen. Von der Stuttgarter Straße oder vom Amtsgericht her ist das wegen der Sanierung der Tiefgarage Spritzenhausplatz derzeit nicht möglich.
Kritiker kann Abele nicht verstehen. Allerdings hat er das Anliegen der Inhaberin der Stern-Apotheke, Dorothee Salzer-Korkut, ernst genommen. Durch die Sperrung des Sparkassenplatzes kommen ihre Kunden nicht mehr auf direktem Weg zu ihrem Geschäft und können hier auch nicht mehr parken. Zwar gibt es in der Bahnhofstraße entlang des Geschäfts Musika zwei Parkplätze, die für zehn Minuten frei sind, aber diese seien laut Salzer-Korkut kein Ersatz. Deshalb hat Abele der Stadt vorgeschlagen, zwei Zehn-Minuten-Parkplätze vor dem Hotel Ibis zu schaffen, die in Sichtweite der Apotheke sind. Da das Hotel-Bistro geschlossen ist und hier auch keine Gastronomie mehr mit Außenplätzen vorgesehen sei, sei dies eine Alternative. Die Stadt habe dies positiv aufgenommen und werde das verkehrsrechtlich prüfen, sagt Abele.
„Die von der Stadt angebrachten Schilder, dass hier nicht geparkt werden darf, haben nichts gebracht“, sagt Armin Abele.