Selbst Glocken der Stadtkirche konzertieren mit
Am Reformationsfest, 31. Oktober, hat das jüngste Werk des Aalener Komponisten Edgar Mann Uraufführung
AALEN - Das Premierenfieber steigt: Am Reformationsfest, 31. Oktober, hat das jüngste Werk des Aalener Komponisten Edgar Mann Uraufführung. In Auftrag gegeben hat es die evangelische Kirchengemeinde Aalen. Anlass ist das Doppeljubiläum „250 Jahre Stadtkirche“und „500 Jahre Reformation“. An dem Konzert sind in Aalen gut 200 Mitwirkende beteiligt, nimmt man alle Aufführungen – weitere finden statt in Giengen, Metzingen und Gmünd - zusammen, sind es an die 500.
Edgar Mann ist zufrieden: „Ich finde, das Werk ist gelungen. Es ist eine prächtige Musik, die dem Anlass angemessen ist.“Das Werk, das ist eine Symphonische Kantate unter dem Titel „Merket auf, alle, die in dieser Zeit leben“(Psalm 49,2). Mann hat zentrale Texte und Lieder der reformatorischen Geschichte in vier Sprachen vertont, nämlich in Deutsch, lateinisch, griechisch und hebräisch. Es singen die Sopranistin Natasha Schnur, die Chorschule und die Kantorei Aalen und es spielt die Junge Philharmonie Ostwürttemberg (JPO) unter der Gesamtleitung von Kirchenmusikdirektor Thomas Haller. Als Dirigenten wirken mit Stephen Blaich in Metzingen, Christian Barthen in Giengen und Thomas Brückmann in Schwäbisch Gmünd.
„Wenn, dann richtig“
Haller war es auch, der Mann vor ziemlich genau drei Jahren darauf angesprochen hat, ob er nicht für das Reformationsjubiläum etwas komponieren wolle. Mann wollte zwar, in dem Moment aber, gesteht Mann, sei ihm nicht klar gewesen, welche Größe dieses Projekt annehmen würde. Als es ihm bewusst wurde, habe er sich gesagt: „Wenn, dann richtig, dann etwas Großes mit Orchester und Chören.“Und in großer Besetzung: Mit Blech-, Holz- und Schlaginstrumenten, mit Orgel, Klavier, Kinderchor, Jugend- und Erwachsenenkantorei. Einbezogen sind sogar die Glocken der Stadtkirche, auch sie „musizieren“mit.
Ehe Mann auch nur eine Note zu Papier, besser gesagt, in seinen Computer gebracht hat, hat er, ein Katholik, sich jedoch ausführlich mit der Reformation und mit Luther, dessen geistigem Hintergrund und der damaligen Zeit, der Geisteswelt der deutschen und italienischen Renaissance, beschäftigt.
Er konnte auf den Reformator als Komponist und Textdichter zurückgreifen. Und Mann suchte sich theologischen Rat bei Thomas Haller, dem seinerzeitigen katholischen Dekan Dr. Pius Angstenberger und beim Trochtelfinger evangelischen Pfarrer Dr. Michael Liechtenstein. Texte mussten ausgewählt und zum Teil übersetzt werden. Stilistisch wollte Mann unter anderem an die Zeit Luthers anknüpfen.
„Es ist eine prächtige Musik, die dem Anlass angemessen ist“,
verspricht der Aalener Komponist Edgar Mann.
Erst als die Texte der sieben Teile standen, begann der kreative Prozess des Notenschreibens, der sich über ein Jahr hinzog, erklärt der Komponist. Seit April steht die Komposition. Seither ist Mann in die Detailarbeit eingestiegen, hat die Partitur und Teilpartituren geschrieben – allein die Einzelstimmen umfassen weit über 500 Seiten – und seine Komposition verfeinert.
Seit Pfingsten proben bereits die Chöre, demnächst steigt auch das Orchester in die Probenarbeit ein. Die Gesamtleitung hat Thomas Haller. Mann nennt ihn einen kongenialen Dirigenten, von dem er sicher ist, dass er seinen musikalischen Willen erfasst hat und die Komposition in seinem Sinne umsetzen wird. Natürlich hofft er, dass es nicht bei den vier Aufführungen um den Reformationstag bleiben wird. Jeden der sieben Teile, sagt der Komponist, könne man auch für sich allein aufführen.
Der 56-jährige Edgar Mann wurde in Aalen geboren und ist in einer Bäckerei am Marktplatz und im Schatten der Aalener Stadtkirche aufgewachsen. Er trat aber nicht in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Bäcker. Schon mit acht Jahren erhielt er Klavierunterricht, später Unterricht in Querflöte, Saxofon, Oboe und an Perkussionsinstrumenten. Seine erste Komposition entstand, als er elf Jahre alt war. Sein Abitur machte Mann in Schwäbisch Gmünd, weil es damals dort bereits einen Musik-Leistungskurs gab.
Bis 1984 bereitete er sich musikalisch weiter intensiv vor, ehe er das Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg aufnahm und es 1992 abschloss. Seit 1994 lebt er wieder in seiner Heimatstadt, wo er als Klavier- und Tonsatzlehrer und als Komponist arbeitet. „Da habe ich noch viel vor“, lässt er sich ein bisschen in die Karten schauen. Unter anderem will er eine Oper komponieren. Und er plant einen Auftritt mit Gebhard Schmid aus Bopfingen, mit dem er ein Klavierduo bildet, das schwerpunktmäßig zeitgenössische Musik interpretiert. Manns musikalisches Werk reicht von Solostücken, Kammermusik, Orchesterwerken und Liedern über Theatermusiken, Tonstudioproduktionen bis zu Instrumentationen und Bearbeitungen von Stücken anderer Komponisten.