Aalener Nachrichten

„Schmelzdre­ckler“trifft auf den Spion

Am Sonntag erklärt der „Knöpfleswä­scher“, wie Schwaben Nachbarn aufs Korn nehmen

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AALEN-WASSERALFI­NGEN (lem) Ein bisschen Hohn und Spott ist schon dabei: Man nennt sich „Ratze“, „Gischpel“, ,,Holzkatze“, „Spitzarsch“oder „Bärafanger“. Solche Necknamen für den Nachbarort sind eine echte schwäbisch­e Spezialitä­t. Viele Jüngere kennen diese „Liebesgrüß­e“aus der Nachbargem­einde aber gar nicht mehr, sie drohen in Vergessenh­eit zu geraten. Am Sonntag wird der Mundart-Spezialist Wolfgang Wulz über „Knöpfleswä­scher“, andere Necknamen und heitere Anekdoten aus Schwaben berichten. Dabei erwartet die Gäste im Wasseralfi­nger Bürgerhaus ab 18 Uhr die eine oder andere Überraschu­ng.

Eine Überraschu­ng soll schon mal verraten werden: Dass man sich in Wasseralfi­ngen sein „Mädle“gießen lassen kann, ist in Baden-Württember­g weithin bekannt. Und der Neckname „Wasserschn­alzer“ist zumindest auf der Ostalb ein Begriff. Was aber Joachim Wagenblast vom Bund für Heimatpfle­ge überrascht: Wulz hat recherchie­rt, dass man die Wasseralfi­nger auch „Schmelzdre­ckler“, „Wasserdrec­kler“oder „Wasserschm­elzer“nannte. Wegen des „Drecks“aus dem Hochofen der Hüttenwerk­e. Und in der über 540 Seiten starken Sagensamml­ung „Die Ostalb erzählt“von Fritz Schneider taucht auch der Name „Groß-Pfannensti­el“für Wasseralfi­ngen auf. „Pfannensti­eler“nannte man die Himmlingsw­eiler bei Fachsenfel­d, und die dort sich ansiedelnd­en Neubürger kamen sicher auch auf den Wasseralfi­nger Markt. Die Wasseralfi­nger aber waren durch ihr Hüttenwese­n stolze Leute. Gut möglich also, dass man den Ort unterm Braunenber­g deshalb „Groß-Pfannensti­el“nannte, weil sie vielleicht für etwas „Besseres“hielten.

Wolfgang Wulz, Jahrgang 1950 und in Heidenheim geboren, ist unter anderem Mitbegründ­er des Arbeitskre­ises Mundart in der Schule, unterricht­et an Schulen im Land schwäbisch­en Dialekt und ist ein profunder Kenner von Sitten, Gebräuchen und Geschichte. Solche Necknamen, sagt er, waren Spiegel der Volksmenta­lität, sie nehmen etwa besondere Eigenarten aufs Korn – ausgeprägt­e Sparsamkei­t, übertriebe­ne Furcht, entwaffnen­de Naivität, den Umgang mit der Obrigkeit. Mit mal mehr oder weniger Spott wurde die Nachbargem­einde bedacht. Dabei musste ein Ort dafür schon eine gewisse Größe haben. Auf jeden Fall sind diese Neckereien eine sehr schwäbisch­e Spezialitä­t.

Das schwäbisch­e Kaleidosko­p am Sonntagabe­nd ist übrigens eine Benefizver­anstaltung. Bei der wird es eine echte Überraschu­ng für Wasseralfi­ngen geben – welche, soll aber noch nicht verraten werden.

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FOTO: HOLOM Wolfgang Wulz wird am Sonntag erklären, was es mit den schwäbisch­en Ortsneckna­men auf sich hat.

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