Sozialismus untertunnelt
Freundschaft Zuckersand (ARD, Mi., 20.15 Uhr)
– Bis nach Australien wollen sich die beiden kleinen DDRJungen Fred (Tilman Döbler) und Jonas (Valentin Wessely) durch den märkischen Sand graben. „Zuckersand“wird er genannt, und so hat auch Regisseur und Autor Dirk Kummer seinen Film über Freundschaft und Politwillkür betitelt.
Alles beginnt harmlos. Der zehnjährige Fred wohnt mit Eltern und Schwester in einem Haus mit Garten. Beiläufig erfährt man, dass dieses Haus Untermieter Kaczmareck (Hermann Beyer) weggenommen wurde, da im Sozialismus allen alles gehört. So ist Kaczmareck verständlicherweise wenig staatstragend, aber ein kluger Kopf. Er mag Fred und er rechnet ihm aus, dass es bis Australien immerhin 12 742 Kilometer sind. Das kann Fred und Jonas jedoch nicht von ihren Tunnelplänen abbringen, denn es pressiert: Jonas’ Mutter hat einen Ausreiseantrag gestellt. Wenn Jonas im Westen ist, soll er dort anfangen zu graben – bis zum Treffpunkt Australien.
Eine irre Idee mit schlimmen Folgen, die den Betroffenen brutal die Augen öffnen für Lügen und Unterdrückungsmechanismen des DDRStaates. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Kindern geschildert, dadurch scheint sie der wirklichen Welt entrückt. Aber sie ist knallhart realistisch. Eine tolle Leistung der jungen Hauptdarsteller. Wäre durchaus ein Film für den Nationalfeiertag gewesen.